Wort zum Sonntag
Für Franz Wurzinger ist der Linzer Mariendom in erster Linie keine Kathedrale, also Bischofskirche. „Der Dom ist meine Pfarrkirche – und das seit 1989. Damals bin ich mit meiner Familie nach Linz gezogen, ins Pfarrgebiet der Dompfarre“, sagt der 69-Jährige. Er wohnt so nahe, dass er ganz einfach zu Fuß in den Dom kommen kann.
Wurzinger stammt ursprünglich aus St. Gotthard im Mühlkreis. Die Umstellung auf die neue Pfarrkirche in Linz war ziemlich groß: „In St. Gotthard gibt es in der Kirche einen wunderschönen geschnitzten Altar aus hellbraunem Holz. Und dann kommt man in diese riesige Kirche, wo vieles aus Stein ist“, sagt Wurzinger, der an der TU Wien Vermessung studiert und diesen Beruf zuerst in der Privatwirtschaft, dann beim Land Oberösterreich ausgeübt hat.
Und doch geht es auch im Dom manchmal zu wie in jeder anderen Pfarre. So hat Franz Wurzinger über die Kinder und die Familiengottesdienste näheren Anschluss an die Pfarre gefunden: „Die Familiengottesdienste von Dompfarrer Maximilian Strasser waren und sind ja ein Highlight der Woche.“
Ein Highlight war es auch, das zu Wurzingers ehrenamtlichem Engagement in der Dompfarre führte. Als im Jahr 2001 ein großes Fest anstand, wurde ein Domputz organisiert – und Wurzinger beteiligte sich daran. „Damals bin ich im Dom mit einem sogenannten ‚Steiger‘ gefahren. Das ist eine Hubarbeitsbühne, um in luftiger Höhe sauber machen zu können. Wir haben die Kapitelle der Säulen gereinigt.“
Für Wurzinger bot sich damals auch ein neuer Blickwinkel auf seine Pfarrkirche: „Aufgrund der anderen Perspektive habe ich unseren Dom viel bewusster als das großartige Bauwerk wahrgenommen, das er ist. Als Techniker haben mich natürlich zunächst vor allem die technischen Fragen interessiert. Aber mir ist ebenso aufgefallen, dass jedes Säulenkapitell anders gestaltet ist.“
Wurzinger hat für den Dom Feuer gefangen, aber auch für die Dompfarre: In ganz verschiedenen Rollen hat er sich ehrenamtlich eingebracht – und tut das bis heute. Zwei Perioden lang war er im Pfarrgemeinderat.
Ob die Mitarbeit an der Fronleichnamsprozession, verschiedene handwerkliche Arbeiten bis zur Dokumentation von Festen und Konzerten im Dom mit dem Fotoapparat: Wurzinger hat vieles in, um und für den Dom gemacht. Holzrahmen für eine Glasfensterpräsentation, die Krippe für den Kindergottesdienst – Wurzinger schafft, was nötig ist. Meist sind es Tätigkeiten „in der zweiten Reihe“, Arbeiten, die erst auffallen, wenn sie nicht getan werden – und die gerade deshalb so notwendig sind.
Da stellt sich – wie bei vielen ehrenamtlich Tätigen – die Frage: Wie steht die Familie zu dieser Begeisterung? „Meine Frau teilt meinen ehrenamtlichen Einsatz, sie ist selbst sehr engagiert im kreativen Bereich, unter anderem mit Textilien. Und ich habe eben den Dom. So haben wir beide ein Hobby.“
Was motiviert ihn dazu? „Es ist einfach die Freude, mithelfen zu können“, sagt Wurzinger. Bei ihm gehört auch zum Engagement, dass er als Domführer tätig ist.
Da Wurzinger im Dom fotografiert (seine Bilder werden sehr geschätzt, wie unabhängige Quellen sagen), wird man neugierig, warum er mit der kniffligen Lichtsituation im Dom so gut umgehen kann. „Ich hatte einst im Internat die Möglichkeit, das Fotografieren zu erlernen, inklusive der Arbeit in der Dunkelkammer“, erzählt der Techniker. Im Internat war er, als er die landwirtschaftliche HBLA in St. Florian besuchte.
Der Tipp des Technikers für den richtigen Zeitpunkt eines Dombesuchs ist es, bei Sonnenschein entweder am Morgen zu kommen, wenn das Licht die Glasfenster der Ostseite durchströmt oder am späten Nachmittag, wenn die Fenster der Westseite erstrahlen.
Neu erstrahlen soll heuer noch das Weihnachtsfenster hoch über der Orgelempore, das Spezialist:innen jüngst restauriert und neu eingesetzt haben. „Es ist fast ein bisschen schade, dass eine Besonderheit mit der Renovierung wegfällt: Im Weihnachtsfenster waren Teile nach 1945 falsch eingesetzt worden. Bei Führungen habe ich die Besucher:innen immer gefragt, in welchem Fensterteil der Fehler ist“, schmunzelt Franz Wurzinger.
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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