Wort zum Sonntag
Ob Schadstoff-Grenzwerten oder Umweltverträglichkeitsprüfungen: Bei manchen Themen scheinen sich Wirtschaft und Umweltschutz mit unterschiedlichen Interessen gegenüberzustehen. Dass diese Gegenüberstellung – hier Wirtschaftsinteressen, dort Umweltschutz – nicht ursprünglich ist, lässt sich aus dem Untertitel der Enzyklika „Laudato si’“ von Papst Franziskus erkennen. Er lautet: „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“.
Welches „Haus“ ist gemeint? Die Antwort liegt in zwei Fachwörtern: in der „Ökologie“, in der es um die Beziehungen von Mensch, Tier und unbelebter Natur geht, und in der „Ökonomie“, also grob gesagt der Wirtschaft. In beiden Worten steckt der „Oikos“. Das griechische Wort bedeutet Haus, Hausgemeinschaft und zum Haus gehörendes Vermögen – also Menschen, ihr Haus und die gemeinsame Lebensgrundlage. Sowohl in der Ökologie als auch in der Ökonomie geht es letztlich um den Erhalt dieser Grundlage. Im Deutschen sprechen wir von „haushalten“, wenn es um den effizienten und effektiven Einsatz von Ressourcen geht, der ein langes Fortbestehen ermöglicht.
Dass es in der globalen Wirtschaft eklatante Abweichungen von diesem Ideal gibt, ist unbestritten. Unternehmen sind zumeist auf Gewinnerzielung aus, sagt die Betriebswirtschaftslehre. Das ist nicht verwerflich, birgt aber die Gefahr, Wichtiges zu übersehen: Möglichst großer Gewinn in wenig Zeit – hier kann der Schutz von Mensch und Umwelt unter die Räder kommen. Entscheidend ist die Art des Wirtschaftens, schreibt Papst Franziskus: „Die Ressourcen der Erde werden auch geplündert durch ein Verständnis der Wirtschaft und der kommerziellen und produktiven Tätigkeit, das ausschließlich das unmittelbare Ergebnis im Auge hat.“ (Laudato si’, Nr. 32) Das Gegenteil davon wäre Nachhaltigkeit. Bezeichnenderweise stammt dieser Begriff aus der Wirtschaft selbst, nämlich aus der Forstwirtschaft.
Das Zusammenspiel von Ökologie und Ökonomie ist jedenfalls komplexer, als es erscheint. Eine wichtige Diskussion dreht sich um den Begriff des Wirtschaftswachstums. Bis heute wird es als Allheilmittel für den Wohlstandserhalt gesehen. Allerdings benannte der „Club of Rome“ schon in den 1970er Jahren die „Grenzen des Wachstums“ aufgrund beschränkter Güter der Erde. Diskutiert wird daher: Lässt sich Wirtschaftswachstum vom Güterverbrauch entkoppeln? Es gibt auch Forscher, die sich mit der Alternative beschäftigen: Wie könnte eine Wirtschaft funktionieren, die andere Ziele als Wachstum hat und sich bewusst Grenzen setzt? Wie müsste eine Gesellschaft aussehen, die das mitmacht? Es müsste in den reichen Staaten eine bescheidenere Gesellschaft sein, die ihr Glück nicht im Konsum sucht und mehr zusammenhält.
Die Menschheit solle sich die Erde „unterwerfen“, heißt es in der Bibel (Gen 1,28). Gemeint ist aber die Einladung, in das von Gott geschaffene Haus einzuziehen und es verantwortungsvoll zu bewohnen. Papst Franziskus (Laudato si’, Nr. 67) verweist auf eine andere Bibelstelle (Gen 2,15), wonach der Mensch seinen Wohnsitz „bearbeiten und hüten“ möge. Hier ist er wieder, der Zusammenhang von Wirtschaft („bearbeiten“) und Ökologie („hüten“).
Schöpfungszeit
Die christlichen Kirchen in Österreich machen ab 1. September wieder auf die Dringlichkeit der Bewahrung der Schöpfung aufmerksam. Bis zum 4. Oktober, dem Fest des heiligen Franziskus, finden österreichweit themenbezogene Veranstaltungen und Gottesdienste statt. Der 1. September ist der „Tag der Schöpfung“, den Papst Franziskus 2015 nach Veröffentlichung seiner Enzyklika „Laudato si’“ eingeführt hat.
Infos: www.dioezese-linz.at/oekologie
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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