Dr. Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.
Kennen Sie das: Sie spüren, dass eine Veränderung oder ein Neustart bei Ihnen dran ist, doch – zack! – kommen die Einwände: „Den Konflikt am Arbeitsplatz eingehen? Viel zu riskant!“ „Zwei Wochen pilgern? Wenn ich nur an die überfüllten Gemeinschaftsquartiere denke: Da bleibt mir jetzt schon die Luft weg!“ Mit zahllosen Einwänden zerreden wir uns selbst den ersehnten Neubeginn. Und dann noch das enttäuschte oder besorgte Echo von anderen: „Wie kannst Du nur?! Wie soll das gehen?“
Warum fällt ein Neuanfang so schwer? Und wieso gelingt es nur wenigen, sich wirklich zu verändern? Der wichtigste Grund: Jede Neugestaltung bedeutet, Gewohntes loszulassen und Abschied zu nehmen. Und an diesem Punkt hakt es: Viele wollen ein neues Leben anfangen, aber kaum jemand will sein altes aufgeben! In der ersten Aufbruchsstimmung schaut man fasziniert auf die Verlockung des Neuen. Doch dann meldet sich die Angst vor dem Ungewissen, denn: Wer weiß, was das Neue mit sich bringen würde?!?
Es klingt paradox, trifft jedoch zu: Auch wenn einen die Arbeit zermürbt oder man sich in einer Beziehung nichts mehr zu sagen hat, ändern wir oft nichts. Lieber das gewohnte Unglück ertragen als das Risiko des Unbekannten einzugehen. Denn das würde ja bedeuten, mich auf einen Weg einzulassen, dessen Ausgang offen ist …
Wenn ich eine solche ängstliche Abwehrhaltung bei mir oder anderen beobachte, fällt mir Albert Einstein ein, der schreibt: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ Doch die gute Nachricht: Es ist nie zu spät! Jeder neue Tag bietet die Chance, sich auf einen weiterführenden Lebensimpuls einzulassen.
Was kann helfen, Vertrautes zurückzulassen und den Schritt über die Schwelle ins Neuland zu wagen?
1. Erinnern Sie sich an gelungene Neuanfänge. An Ihre damaligen Ängste und was Sie befähigt hat, dennoch das Wagnis des Neuen einzugehen. Ihr Erfahrungsschatz hält auch heute wertvolle Anregungen für Sie bereit. Und kann Ihr Vertrauen stärken, dass Ihnen auch heute Ähnliches möglich ist.
2. Suchen Sie den Rückhalt von Menschen, die einen guten Blick auf das Leben haben und mit denen Sie offen reden können. Dadurch gewinnen Sie eine klarere Sicht auf die Situation und machen die Erfahrung, in Ihrer Angst nicht mutterseelenallein zu sein. Das flößt Vertrauen und Mut ein.
3. Ein spirituelles Leben kann die Kraft und das Vertrauen stärken, den Schritt über die Schwelle zu wagen. Wenn ich ahne, im Großen und Ganzen aufgehoben zu sein, gibt mir das Halt und stärkt meine Zuversicht. Und wenn ich spüre, dass eine göttliche Kraft mich innerlich aufrichtet, kann ich den nächsten Schritt beherzt gehen.
Dr. Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck.
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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