Wort zum Sonntag
Mont-Saint-Michel ist mit nur 30 Einwohner/innen und 300 Metern Durchmesser vermutlich die kleinste Gemeinde Frankreichs. Doch gleichzeitig ist sie eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten des Landes.
Das UNESCO-Weltkulturerbe wird jährlich von circa 3,5 Millionen Menschen besucht. Dass der Granithügel einige hundert Meter vom Festland entfernt liegt, macht seinen Reiz aus.
Im Jahre 708 erschien der Erzengel Michael dem Bischof Aubert im Traum. Er soll ihn dazu aufgefordert haben, auf der Insel eine Kirche zu bauen. Der Bischof schien dem Traum nicht ganz zu trauen und ließ erst nach einigem Zögern mit dem Bau beginnen.
Das Heiligtum faszinierte auch die Benediktinermönche, die hier ein Kloster gründeten, das in den folgenden Jahrhunderten immer stattlichere Ausmaße annahm. Pilger/innen kamen aus ganz Europa – unterbrochen von Kriegswirren, die das Reisen zu gefährlich machten. Die strategisch günstige Lage und der Schutz des heiligen Erzengels Michael – so die gläubige Überzeugung – bewahrten den Berg vor Zerstörung und Brandschatzung. Zum Glück. Noch heute finden Besucher/innen den Klosterberg so vor wie die Pilger/innen zu Beginn der Neuzeit. Auch klösterliches Leben ist wieder eingezogen. Seit 2001 wird die Abtei von Brüdern und Schwestern der „Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem“ bewohnt.
Das Betreten des Klosterberges ist wie eine Zeitreise zurück ins Mittelalter. Der Weg durch die Abtei beginnt auf dem Vorplatz der Kirche. Die Besucher/innen erwartet eine überwältigende Aussicht über die Bucht des Mont- Saint-Michel. Je nach den Gezeiten: Die Ebbe verwandelt jedenfalls die Bucht in eine Vielzahl von kleinen Flüssen, die sich zwischen den Sandbänken mäanderartig den Weg bahnen.
Die gotische Abteikirche mit ihrem schmalen, hohen Schiff und den vielen Seitenkapellen beeindruckt sehr. Von der Kirche geht es weiter zum Kreuzgang mit seinem Paradiesgarten. Er ist so angelegt, dass sich von hier aus der Blick über das offene Meer öffnet. Stunde um Stunde verändert sich der Wasserstand. Rund 14 Meter beträgt der Höhenunterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser. Ist man zufällig gerade zur rechten Zeit vor Ort, kann man miterleben, wie das Meer den Klosterberg im Watt einschließt und zu einer Insel macht.
Unmittelbar an den Kreuzgang schließen der Speise- und Kapitelsaal der Mönche an, schlicht „das Wunder“ genannt. Der Name hat mit der Architektur zu tun. Es sind Säle, die in allen ihren Dimensionen ihresgleichen suchen. Durch Kapellen und ehemalige Aufenthaltsräume geht es wieder hinaus vor die Tore des Klosters. «
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>