Wort zum Sonntag
Es hat sich so wunderbar ergeben, dass mein Mann Hannes mit meinem Sohn Bernhard an einem Vater-Kind-Krippenbaukurs teilnahm. Da ging es natürlich auch um die Figuren, die besorgt werden müssen. Weihnachten bedeutet Bernhard sehr viel, und auch beim Gestalten der Krippe hat er schon immer seine Ideen eingebracht.
Er hat das Down-Syndrom und trotz seiner Behinderung die Gabe, besondere Momente und Botschaften auf seine Art verständlich zu machen. Vor einigen Jahren zogen sämtliche Tierfiguren zur Krippe, um das Jesuskind zu begrüßen – ähnlich wie im Film „König der Löwen“, in der Simba und Nala voll Liebe und Stolz ihr Löwenbaby der Tierwelt präsentieren.
Aber dass Bernhard nun für seine Krippe Asterix und Obelix benötigt, hat uns doch ein wenig irritiert. Nach dem ersten Erstaunen fragten wir genauer nach, warum denn heuer Asterix und Obelix auserwählt wurden und in der Krippe platziert werden sollen. Die Antwort hat uns überrascht und gleichzeitig auch sehr berührt. „Asterix und Obelix sollen das Jesuskind beschützen und die Römer verhauen“, meinte er.
Dieser Satz von ihm begleitete mich in der heurigen Adventszeit. Vor allem geht es mir um das Beschützen der Frohbotschaft von Weihnachten. Das können wir natürlich nicht Asterix und Obelix überlassen, sondern es liegt an uns, Weihnachten wieder mehr zu dem werden zu lassen, was es eigentlich ist. Es ist an der Zeit, dass wir die Botschaft von Weihnachten beschützen und mit dem aufhören, was wir daraus gemacht haben.
Aufhören meint ja etwas beenden, stoppen. Aufhören mit den hohen Erwartungen und Ansprüchen, aufhören mit dem Kitsch, dem Einkaufsstress, der Kommerzialisierung ... Diese Gedanken haben mir geholfen, mit so manchem aufzuhören, womit ich mich in den vergangenen Jahren gestresst habe, und mehr auf das zu hören, was mir wichtig ist.
Ja, wir haben auch einen großen Weihnachtswunsch, dass wir wieder mehr aufeinander hören, dass wir Gräben, die zum Beispiel durch die Pandemie und unterschiedliche Ansichten entstanden sind, überwinden, dass wir auf mahnende Stimmen bezüglich der globalen Klimakrise hören, dass Gewalt und Kriege aufhören, ...
„Auf-hören“ meint ja auch, sich von etwas erreichen zu lassen, auf jemanden hören, auf die Botschaft von Weihnachten hören. Hartmut Rosa spricht in seinem Buch „Demokratie braucht Religion“ darüber, dass dieses Aufeinander-Hören ein „hörendes Herz“ braucht, um Verbundenheit zwischen den Menschen, der Natur und zu dem, was Jesus über Gott gesagt hat, herzustellen.
Und sehr freue ich mich auch auf das Hören des Lieds „Stille Nacht“ bei der Mette in der Kirche – unglaublich, welche Verbundenheit mit Himmel und Erde durch Musik entsteht.
Ich danke Bernhard, dass er uns mit seiner Idee, die Krippenfiguren um Asterix und Obelix zu erweitern, angeregt hat, wieder über den Sinn und Wert von Weihnachten nachzudenken. So wünsche ich uns allen ein „hörendes Herz“, das uns helfen kann, die Frohbotschaft von Weihnachten zu beschützen.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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