Wort zum Sonntag
Die Nordseeluft, kein Stress und viel Natur: Baltrum ist eine Ferieninsel im Nordwesten Deutschlands. Wenn die Urlauber dort „die Seele baumeln lassen“, kommt manches in Bewegung, erklärt Franziska Harbich: „Im Urlaub sind Menschen empfänglicher für Spirituelles: Sie haben Zeit für Themen, die man im hastigen Alltag beiseiteschiebt. Dass Baltrum eine autofreie Insel ist, entschleunigt komplett.“
Während des Jahres studiert Harbich Soziale Arbeit und Religionspädagogik in Benediktbeuern (Bayern). Doch 2017 erreichte sie ein Angebot: Im Rahmen der „Seelsorge am Meer“, der Urlauberseelsorge der Diözese Osnabrück, werden jedes Jahr Gastmesner und Gastseelsorger für die ostfriesischen Inseln gesucht. „Meine Sommerplanung war nicht weit fortgeschritten, also habe ich mich beworben“, berichtet Harbich.
In einem Team mit drei anderen jungen Frauen übernahm sie für zwei Wochen die Seelsorge auf Baltrum. Das erstreckte sich von Mesnerdiensten über ein vielfältiges seelsorgliches Angebot bis hin zur Leitung von Wort-Gottes-Feiern, da der erwartete Gastpriester erkrankt war. Erarbeitet hat das Team die Themen bei einem Vorbereitungstreffen und im Austausch über das Internet.
Auf der Insel war dann auch Flexibilität gefragt. „Wir hatten zum Beispiel Strandkorbgespräche geplant. Aber leider hat vormittags das Wetter nicht mitgespielt und die Menschen wollten am Strand lieber ihre Ruhe haben. Also haben wir das zur Kirche verlegt. Das wurde gut angenommen: Die Menschen haben die Kirche besucht und sich dann Zeit für Gespräche bei einem Kaffee genommen“, sagt Harbich. Weitere Angebote waren zum Beispiel kreative Bibelarbeit, Wanderungen in den Dünen – „kleine Pilgererfahrungen am Strand“, wie die 30-Jährige es formuliert –, Morgenimpulse, ein Kinoabend mit Gespräch, ein Familientag oder eine lange Nacht der Kirche.
Franziska Harbich berichtet von intensiven Erlebnissen: Da kam ein urlaubender Manager während des Gottesdienstes in die Kirche und blieb, obwohl er nur hineinschauen wollte. „Nachher hat er uns gesagt, dass ihm das viel gegeben hat. Er kam dann immer wieder zu unseren Angeboten. Es ist sehr schön, wenn man Menschen so erreichen kann“, sagt die junge Frau.
Eingeprägt hat sich Harbich auch die Begegnung mit einer Familie: „Es war eine Tochter des Mannes dabei, die normalerweise bei seiner geschiedenen Frau wohnt. Nach dem Urlaub werde sie mit dem Kind weiter weg ziehen, hieß es.“ Für das Mädchen war der kommende Schulwechsel belastend, für den Vater die Trennung. „In diesen Gesprächen ging es viel ums Zuhören. Die Urlauberseelsorge bietet Zeit und Raum dafür. Wenn es dem Menschen entspricht, kann man diese Geschichten auch Gott hinhalten.“ Viele Menschen hätten gesagt, dass es Seelsorgeangebote wohl auch zu Hause gebe, erinnert sich die Studentin. „Aber da fehle ihnen der Blick und die Zeit dafür. Im Urlaub haben die Menschen Zeit, zum Beispiel, um an einem Gebet teilzunehmen.“
Harbich selbst hat von Baltrum mitgenommen, dass es für Seelsorge meist keinen großen Aufwand braucht und das eigene Glaubensbeispiel Menschen oft mehr gibt als große Worte. Sie engagiert sich heuer wieder bei „Seelsorge am Meer“.
Siehe auch: www.seelsorge-am-meer.de
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>