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Der Anfang war natürlich spannend und interessant. Als ich mich in den Nullerjahren bei Facebook angemeldet hatte, war es schön, zu sehen, was die alten Schulkollegen so treiben, die ich im echten Leben aus den Augen verloren hatte.
Die sozialen Medien hatten außerdem offenbar einen positiven Einfluss auf den Lauf der Welt, indem etwa Revolutionen wie der Arabische Frühling durch die digitale Vernetzung befeuert wurden.
Das ist einige Jahre her und die Sache schaut längst ganz anders aus. Die Weitergabe von Nutzerdaten durch Facebook, Hacks und Sicherheitslücken. Der Algorithmus, bei dem alles auf Empörung getrimmt ist und der sinnvolle Debatten verhindert. Die gezielte Desinformation, die vor Wahlen manipuliert und der die Nutzer:innen ziemlich schutzlos ausgeliefert sind.
Und ein Facebook-Mutterkonzern Meta, den das alles wenig kümmert und der sich sogar vor Donald Trump in den Staub wirft und die Faktenprüfung von Meldungen in den USA aufgibt. Anlässe auszutreten, hätte es also genug gegeben.
Ich frage mich, wieso ich immer noch dabei bin. Sind es die süßen Katzenvideos, die mich zum Lachen bringen? Habe ich Angst, etwas zu verpassen? Oder bin ich zu bequem? Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Ich schätze, ich bin mit meiner Haltung auch nicht allein. Irgendwie weiß ich aber auch: Wenn ich es endlich schaffe, von Facebook wegzukommen, wird es mir nicht fehlen.
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