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Für ein Leben aus dem Glauben ist für P. Anselm Grün jetzt einmal die Nächstenliebe von entscheidender Bedeutung: „Ich schütze mich, um dich zu schützen. Ich handle also verantwortlich auch für die anderen Menschen. Aber gerade für ältere Menschen, die in Quarantäne sind, zeigt sich meine Verantwortung darin, dass ich ihnen helfe, mit ihrer Situation zurechtzukommen. Zugleich ist auch das Vertrauen in Gottes Segen gefragt. Wenn man fixiert ist auf das Virus, dann wird man innerlich davon beherrscht. Ein gesundes Gottvertrauen führt zu Gelassenheit im Umgang mit dem Virus.“
„Mir selbst gegenüber bin ich Sorgfalt schuldig, dass ich sorgfältig das tue, was in meiner Hand liegt: öfter die Hände waschen, vorerst mal keine Hände schütteln, nicht in Gegenwart anderer niesen.“
„Das Virus fordert durchaus unser Vertrauen auf das Gebet heraus. Wir können nicht sagen, das Gebet würde uns absolut vor dem Virus schützen. Aber das Gebet gibt Gelassenheit und Hoffnung, dass wir vor dem Virus geschützt sind. Das Gebet befreit auf jeden Fall von der Fixierung auf die Angst vor einer Ansteckung.“
„Ein verantwortetes Gebet bittet Gott um Schutz und Segen. Und es bittet nie nur für sich selbst, sondern immer auch für die Menschen. Aber jedes Gebet endet auch mit der Bitte ‚Dein Wille geschehe‘. Wir können im Gebet Gott nicht zu etwas zwingen. Aber wir dürfen vertrauen, dass sein Wille letztlich gut für uns ist, auch wenn er unsere Erwartungen nicht erfüllt.“
„Wir sollen immer beides: Das, was in unserer Hand liegt, tun, damit wir die Menschen vor dem Virus schützen, und zugleich auf Gottes Segen vertrauen. Wenn wir aber unser Tun unterlassen, ist das nicht ein Zeichen von Glauben, sondern von Fahrlässigkeit.“
Die österreichische Bischofskonferenz hat bereits alle öffentlichen Gottesdienste für die Kartage und Ostern abgesagt. In den kommenden Tagen werden konkrete Weisungen veröffentlicht, wie gläubige Menschen die Woche von Palmsonntag bis Ostern begehen können.
P. Anselm Grün lebt in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach. Seine Gemeinschaft wohnt zusammen und betet daher auch zusammen – so wie alle Ordensgemeinschaften in Deutschland und Österreich auch. Selbstverständlich legt er auf die Vorbereitung und Feier der Liturgie an den Kartagen und zu Ostern – bei allen Regeln der Vorsicht, Rücksichtnahme und des Schutzes – ganz großen Wert.
Lernen von den Orden. P. Anselm Grün OSB hat ein Buch verfasst, in dem er Familien, Singles und Wohngemeinschaften Tipps gibt, wie sie kreativ mit der Quarantäne umgehen können. Sein Leben als Ordensmann macht ihn dafür kompetent. Denn seit Jahrzehnten lebt er mit seinen Mitbrüdern in Klausur. Tagein. Tagaus. Ordensleute haben seit mehr als 1.500 Jahren Erfahrung mit dieser Situation.
Das Buch erschien am 24. März 2020 im Herder-Verlag als E-Book, voraussichtlich am 1. April 2020 wird es gedruckt lieferbar sein. Mehr unter: www.herder.de
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