BRIEF_KASTEN
Nach den Marillen werden die Pfirsiche reif. Also gibt es Pfirsichknödel: Topfen, Mehl, Eier, Semmelbrösel, Zucker und Butter braucht man – und die Brise Salz nicht vergessen! Doch wie aus Balken und Brettern erst durch die Kunst der Zimmerleute noch keine Hütte wird, sondern alles beim losen Haufen bleibt, wird aus den Zutaten allein noch kein Knödel. Auf das Wie der Zubereitung kommt es an.
Keine Zutat darf vergessen werden. Fehlt das Ei, zerfällt die Hülle und aus dem Ganzen wird eine unansehnliche Brühe. Zu viel Mehl – und der Teig verliert die erwünschte Lockerheit.
Auf die Zutaten kommt es also an – und auf die Kunst des Zusammenfügens – nicht nur beim Knödel: Fehlt das lobende Wort der Anerkennung, zerfallen Beziehungen und Freundschaften. Sie halten nicht. Sturheit und Prinzipienreiterei treiben die Ungezwungenheit aus dem Miteinander – und es fehlt die Lockerheit. Wie selbst die Süßspeise für den Geschmack die Brise Salz braucht, braucht eine Beziehung den Ernst – die Ehrlichkeit nämlich, und das Zueinanderstehen in den schweren Momenten. Ein Topfenknödel schmeckt, wenn er schön angerichtet ist, bestreut mit gerösteten Bröseln. Beziehungen brauchen Kultur – den gepflegten Stil. Sonst verliert man den Geschmack daran.
Und: Ein allein gegessener Knödel ist bei Weitem nicht so gut wie einer, den man mit anderen verzehrt. Da wäre man beim Mahl, mit dem Jesus den Himmel vergleicht. Es ist das Versprechen: Du wirst deine Knödel nicht alleine essen müssen.
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