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Jüngst saß ich mit Freunden am Abend bei Musik im Garten. Da erklang die rauchige Stimme von Gianna Nannini aus dem Lautsprecher: „Ma voglio viverla così quest’avventura / Senza frontiere e con il cuore in gola“ (Aber ich möchte dieses Abenteuer grenzenlos und mit Herzklopfen bis zum Hals erleben). Das war die „Hymne“ der Fußballweltmeisterschaft 1990 in Italien.
Etwas später erklang im Garten: „Con te, così lontano e diverso / Con te, amico che credevo perso“ (Mit dir, so fern und verschieden, mit dir, dem Freund, den ich verloren glaubte“): Mit dem Lied „Insieme: 1992“ hatte der jüngst verstorbene Toto Cutugno ebenfalls 1990 den Eurovisions-Songcontest gewonnen.
Beide Lieder erinnern mich an eine verheißungsvolle Zeit: Der Eiserne Vorhang war gefallen, die europäische Einigung schritt voran, „Geschichte“ lag in der Luft und sie brachte einen positiven Ausblick (auch wenn die Österreicher in der WM-Gruppenphase ausschieden).
Freilich hat sich die reale Geschichte dann nicht so gut entwickelt: Die europäische Einigung ging zwar tatsächlich weiter, aber schon bald brach in Ex-Jugoslawien ein furchtbarer Krieg in Europa aus.
Dennoch sind die beiden Lieder für mich mehr als alte Balladen. Das Gefühl des gemeinsamen Erlebens, die Sehnsucht nach Zusammenwachsen, nach Frieden – all das ist heute nicht weniger aktuell als vor 33 Jahren.
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