KOMMENTAR_
Was mache ich gleich – und was verschiebe ich auf später? Vor dieser Frage stellt einen der Alltag ständig. Zuerst das Angenehme, das Freude macht – und die unangenehmen Sachen können noch warten. Nach dieser Regel verfahren die einen. Andere machen es umgekehrt: Die Unannehmlichkeiten räumen sie zuerst aus dem Weg, um sich dann dem Schönen umso unbeschwerter widmen zu können. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Diese Rangordnung ist sogar sprichwörtlich geworden.
„Das Wichtigste zuerst!“ Das wäre die logische und wohl auch sinnvolle Regel, wenn es um die Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit geht. Nur die wenigsten bestreiten es noch: Es muss dringend ziemlich viel in die Wege geleitet werden, um das Leben auf dem Planeten Erde auch künftigen Generationen zu ermöglichen. Aber ein erstaunliches Phänomen stellt sich ein: Weil die Sache so wichtig ist, wird sie nach hinten verschoben – nach dem Motto: Lösen wir zuerst die Sachen, die leichter zu erreichen sind. Diese wären schon schwer genug: Der Staatshaushalt muss saniert und die Wirtschaft muss wieder auf Wachstumskurs gebracht werden, Arbeitsplätze sind zu sichern.
Die Energie muss zur Verfügung gestellt werden – zu günstigeren Preisen. So werden Laufzeiten alter Technologien verlängert, Förderungen zurückgenommen. Man möchte ja leben, wie man immer gelebt hat, auf demselben Wohlstandsniveau. Die notwendigen Veränderungen, unbestritten die wichtigsten, werden nach hinten verschoben. Das Wichtigste lösen wir dann zuletzt.
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