Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
Auch wenn diese Woche vier Männer zu Priestern geweiht werden, auch wenn die meisten Menschen in den Pfarren dankbar sind, wenn sie noch einen Pfarrer haben, stößt in unserer Zeit die Entscheidung, Priester zu werden, auf Gegenwind.
Neben vielen soziokulturellen Aspekten hat die Entscheidung vor allem mit dem Glauben zu tun. Denn Priester wird man nicht aus Protest gegen ungerechte Strukturen in der Gesellschaft und in der Kirche. Priester wird man nicht, um Karriere zu machen und auch nicht, um sich selbst zu verwirklichen.
Priester wird man vielmehr aus der tiefen Freundschaft mit Jesus; als Antwort auf seinen Ruf, für seine Botschaft das Leben einzusetzen. Priester wird man aus dem Wunsch, sich selbst zur Verfügung zu stellen und sich senden zu lassen, dahin, wo Gott und die Kirche mich brauchen.
So ist der stärkste Gegenwind dort, wo die Jugendlichen nicht zur tiefen Freundschaft mit Gott geführt werden; wo zuhause und in den Pfarrgemeinden nicht auf die Bedeutung der Nachfolge hingewiesen wird, wo das kirchliche Leben nicht als Beziehung zu Jesus gestaltet wird, sondern ausschließlich als Fortführung der Traditionen, die zum Leben der Gemeinschaft dazugehören.
Der stärkste Gegenwind, der dem Priesterwerden ins Gesicht bläst, ist dort, wo man die Kirche nicht als Heilsgemeinschaft sieht und lebt, sondern sie auf einen Feste-, Kultur- und Sozialverein reduziert; wo nicht spürbar wird, dass Gott die Mitte der Gemeinschaft ist, dass Gott sie führt und begleitet.
Der Gegenwind weht auch dort, wo man vergisst, die Kirche und die kirchlichen Berufungen im Zusammenhang mit dem Himmlischen zu sehen; wo man vergisst, dass das christliche Leben immer ein Loslassen von dem Vergänglichen ist und Zuwendung zu dem Ewigen, wo man die priesterliche Berufung vor allem in Verbindung mit der Verwaltung der irdischen Güter darstellt.
Alle anderen Versuche, innerhalb oder außerhalb der Kirche, die Priesterberufung in Frage zu stellen, sie abzuwerten, sind aus meiner Sicht leichte Brisen. Manchmal sind sie gerechtfertigt und tragen zur Erneuerung der Priesterberufung bei. Manchmal sind sie ein Ausdruck einer mir nicht nachvollziehbaren Frustration und einer Abneigung, die ich mit der Botschaft Jesu in keinen Zusammenhang bringen kann.
Den neuen Priesterkandidaten wünsche ich viel Freude am Priestersein – trotz des Gegenwindes, der uns bewusst macht, wofür wir Priester werden.“
Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
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