BRIEF_KASTEN
Ich will sie nicht lesen: Zeitschriften nämlich, aus denen dir nur lachende Gesichter entgegenstrahlen. Der Neunzigjährige, sonnengebräunt mit Bergschuhen an den Füßen. Keine Anstrengung treibt ihm Schweiß auf die Stirn. Die Frau im Rollstuhl, die ihrer Pflegerin entgegenstrahlt, als hätte sie eben den lustigsten Witz ihres Lebens gehört.
Der Maurer mit Kelle und Ziegel, der keinen größeren Spaß zu kennen scheint, als Ziegel auf Ziegel zu schichten. Die Bäuerin, ebenso fröhlich wie die glücklichen Hühner daneben, die Kinder, die lachend aus den Schulen stürmen. Säuglinge gibt es immer nur lächelnd.
Das Leben, ein Spaß! So könnte es auch für dich sein, wenn du nur alles richtig machst. Das ist die Botschaft. Und wenn dem nicht so ist: Was hast du nur falsch gemacht!
Es ist der Versuch, sich durch das Leben zu schwindeln, allem auszukommen oder auszuweichen, was einem das Lachen aus den Zügen und Tränen in die Augen treibt.
Man spürt und weiß: So ist das Leben nicht. Glücklich der Mensch, der auch in der Verzagtheit nicht den Mut, im Weinen nicht den Trost, in der Angst nicht die Hoffnung, im Schmerz nicht die Geduld, im Leiden nicht den Glauben verliert. Man muss sich im Weinen nicht verstecken, im Schmerz nicht verbergen, sich des Scheiterns nicht schämen.
Die wirklich glücklichen Momente, die aufatmen machen, sind nicht zwangsläufig mit Lachen verknüpft. Eher ein Staunen und Stillwerden ist es – eine Dankbarkeit nicht nur für die lustigen Momente, sondern für das ganze Leben.
BRIEF_KASTEN
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