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Klassentreffen? Othmar Panhofer überlegt kurz: „Nein, ein Klassentreffen hätte keinen Sinn mehr. Ich bin ziemlich sicher der Letzte von unserem Jahrgang, der noch lebt.“ Am 2. Mai feierte Othmar Panhofer, pensionierter Gemeindearzt und langjähriger Pfarrgemeinderat in Ungenach, seinen 100. Geburtstag. Nur rund 200 Menschen in Oberösterreich gehören aktuell zum exklusiven 100er-Klub.
Geboren wird Othmar Panhofer in Julbach im Mühlviertel. Die Familie zieht mehrmals um, da der Vater als Zollbeamter immer wieder versetzt wird. Bald nachdem Panhofer in Linz die Matura erfolgreich absolviert hat, marschiert Hitler 1939 in Polen ein. In Frankreich, Polen, Russland und Italien wird Othmar Panhofer als Sanitäter an die Kriegsfront geschickt.
Während der Fronturlaube kann der junge Mann, der sich am Linzer Petrinum letztendlich gegen eine Priesterkarriere entscheidet, mit dem Medizinstudium in Innsbruck beginnen. Dort lernt er auch seine spätere Ehefrau Berta kennen. Mit ihr wird er zwei Töchter und einen Sohn haben und gemeinsam die Ordination in Ungenach führen.
Abenteuerlich sind die ersten Berufsjahre des Jungarztes in den 1950er-Jahren. „Ich habe mich von Wels aus, wo ich im Krankenhaus gearbeitet habe, immer wieder mit dem Fahrrad auf die Suche nach einer Gemeinde begeben, die einen Arzt brauchen konnte“, erinnert sich Panhofer im Gespräch mit der KirchenZeitung. In Ungenach klappt es schließlich.
Als Gemeindearzt deckt Panhofer ein breites Aufgabengebiet ab. „Ich habe sogar Zähne gezogen, gebrochene Beine eingegipst und in den Nächten Geburtshilfe geleistet.“ Beschwerlich ist die Anreise zu den Patientinnen und Patienten vor allem im Winter. „Damals gab es noch keinen Schneepflug, also war ich oft mit den Skiern auf Visite. Manchmal bin ich auch zu den Patienten geritten, wenn ich mir ein Pferd ausborgen konnte“, sagt Panhofer, der im Krieg reiten gelernt hat. „Wir sind Tausende Kilometer marschiert. Ich war x-mal in Lebensgefahr. Ich habe immer ein Stoßgebet zum Himmel geschickt, wenn auf uns geschossen wurde“, erzählt Panhofer über seine Kriegserlebnisse.
Der Glaube und die Kirche spielen bis heute eine große Rolle in seinem Leben. „Ich wollte auch aus Dankbarkeit, dass ich den Krieg überlebt habe, etwas zurückgeben“, sagt Panhofer. Über viele Jahre hat er sich in der Pfarre Ungenach engagiert. Etwa als Obmann der Katholischen Männerbewegung, als Pfarrgemeinderat und als Kommunionspender. Er hat den im vergangenen Herbst verstorbenen Langzeit-Pfarrer Josef Friedl einst nach Ungenach gelotst und mehrere Großprojekte, wie den Caritas-Kindergarten, in der Pfarre begleitet. „Meine ganze Freizeit habe ich in die ehrenamtliche Arbeit für die Kirche gesteckt.“ Auch heute noch fährt Panhofer, dessen Frau 2001 verstorben ist, mehrmals in der Woche mit seinem Auto zu den Gottesdiensten in der Pfarrkirche.
Obwohl er den Weg in die Kirche wegen seiner schmerzenden Kniegelenke nicht mehr zu Fuß gehen kann, ist er für sein Alter noch erstaunlich fit. Ob es einen speziellen Grund oder gar ein Geheimnis gibt? Panhofer: „Ich habe immer Sport betrieben und mir noch zum 90. Geburtstag ein E-Bike gekauft. Ich rauche nicht, und seit dem 80. Geburtstag trinke ich keinen Alkohol mehr. Aber vor allem ist es eine Gnade.“
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