BRIEF_KASTEN
Als Kind blickte ich mit etwas Skepsis auf meinen Vornamen. Kannte ich doch niemanden, der so hieß wie ich. Und in jenem Alter konnte ich mit dem Begriff Alleinstellungsmerkmal gar nichts anfangen.
Verändern sollte sich das distanzierte Verhältnis zu meinem Namen erst viel später. Und zwar im Ausland. Als Journalistin konnte ich für meine Reportagen rund um den Globus unterwegs sein. Umso erstaunter war ich, als auf die Frage, wie heißen Sie, oft der erstaunte Ausruf folgte: Ah, wie meine Schwester, Mutter, Frau etc.
Nicht immer war die Gemeinsamkeit akustisch sofort erkennbar – zB in Brasilien oder in Mosambik, wo die Aussprache eine ganz andere ist – aber immer war klar: Es geht um Mathilde. Auch in Italien traf ich auf Interviewpartner, die ähnlich reagierten.
Da begann ich mich mit meiner Namensgeberin näher auseinanderzusetzen. Vor allem als ich einmal einen Vortrag in Herford hatte und das Kloster besichtigte, in dem Mathilde von ihrer Großmutter erzogen wurde. 890 geboren, heiratete sie den späteren König Heinrich I. Ihr ältester Sohn ging als Kaiser Otto in die Geschichte ein.
Sie selbst würde man heute als toughe Frau bezeichnen, die sich – einmal verwitwet – ganz den Werken der Barmherzigkeit widmete. Das – und die Gründung mehrere Konvente – brachten ihr den Ruf der „guten Mutter der Nation ein.“
Mathilde Schwabender-Hain, Journalistin und Autorin
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