KOMMENTAR_
„Wort zum Evangelium“ in Ausgabe Nr. 22:
Bei der Diskussion um das Sabbatgebot sitzt unsere traditionelle Wahrnehmung eines jesuanischen oder christlichen Gegensatzes zum Judentum wohl so tief und fest, dass sie uns unversehens leitet und wir ihr unweigerlich verfallen.
Der Talmud ist voll von Diskussionen, was am Sabbat erlaubt ist oder nicht, denn es zeugt von großer Ernsthaftigkeit, den Willen des Ewigen für diesen besonderen Tag zu suchen. Es ist keine Auseinandersetzung zwischen Jesus und Juden – alle Beteiligten sind jüdisch. Der Evangelist führt die Pharisäer als Feinde Jesu vor – er tut dies als literarische Figur. Die Sonntagsgedanken legen hier noch nach: „Sie machen aus den Regeln eine Richtschnur, um über die Menschen zu urteilen; Instrumente der Macht, um Menschen und ihr Handeln zu beeinflussen und moralischen Druck auszuüben.“ So vertieft unsere christliche Brille die Polemik des Evangelisten, in diesem Abschnitt steht aber nichts davon. Die Bibelwissenschaft heute sieht eine starke Verbindung Jesu zur pharisäischen Lehre. Die sieben Typen von Pharisäern, die der Talmud charakterisiert, gipfeln in jenem, der Gott in Liebe dient. Und auch der Talmud stellt fest: „Der Sabbat ist euch übergeben, nicht ihr ihm.“ Wenn wir es so nennen, dass Jesus das Sabbatgebot „bricht“, entspricht das unserer antijüdischen Auslegungstradition. Jesus hält selbstverständlich den Sabbat nach den Regeln, für die er in der Diskussion Rechenschaft ablegt. Und diese lassen sich bis heute durchaus im jüdischen Mainstream verorten.
Dr. Markus Himmelbauer, Schwanenstadt
Reden wir wieder einmal über das „Vater unser“?
„... dein Wille geschehe“(?) – Ah geh! Es geschieht nicht Sein Wille, sondern etwa jener der Konzerne, die die Schöpfung skrupellos ausplündern, um auf Kosten anderer immer mehr herbeizuraffen.
Zurück bleiben Zerstörung und Verwüstung und trübe Aussichten für die Nachkommenden. Und die, die sich aus Verzweiflung dann irgendwo hinpicken, die sperren wir einfach ein. So zumindest der Wunsch dieser oder jener verständnislosen Partei.
„Unser tägliches Brot gib uns heute!“ – Aha! Um es millionentonnenweise in den Müll zu werfen, während in der südlichen Hemisphäre Kinder verhungern?
Ein Mega-Skandal. Christlich ausgedrückt: eine Extremtodsünde.
„... wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ – Echt? Und kaum haben wir das Gebet beendet, „spinnen“ wir weiter auf den Nachbarn, die Schwiegertochter, die Pepi-Tant’; hassen den (politisch) Andersdenkenden, den Ausländer (auch den gutwilligen!).
Ein Gebet, direkt von Jesus, von (allzu) vielen allerdings nur sinnentleert heruntergeplappert.
Franz Pichler, Perg
Jesus Christus beruft Frauen und Männer so, wie ER will. Er hält sich nicht an die (Ausschluss-)Kriterien unserer Kirche. Es ist einfach schade, dass unsere Kirchenleitung in Rom diese leicht zu fassende Wahrheit nicht erkennt.
Helmut Außerwöger, Pfarrseelsorger in St. Martin I. M.,
Geistlicher Assistent der katholischen Aktion Oberösterreich
Ein Leser hat darauf hingweisen, dass in einem Leserbrief der letzten Ausgabe die Gründung der EWG fälschlich mit „vor 80 Jahren“ datiert wurde: Richtig ist: vor 67 Jahren (25.3.1957).
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