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Depressionen nehmen zu, sagen repräsentative Studien, wie eine der Donau-Uni Krems. Während vor der Pandemie etwa jede 20. erwachsene Person angab, schwere, mittlere oder milde Symptome einer Depression zu spüren, sagt das mittlerweile jede vierte. Kein Wunder: Liebgewonnene Gewohnheiten des modernen Lebens zu ändern ist nur für wenige eine willkommene Beruhigung des Lebenstempos. Die Änderung von Gewohnheiten ist hart für die Menschen.
Die Fastenzeit ruft jedes Jahr auf, Gewohnheiten zu hinterfragen, selten aber so streng wie 2021. Ihre Strenge hat auch eine milde Seite: Alle Jahre wieder befreit sie vom sonst verbreiteten Anspruch, fröhlich sein zu müssen. Trauer ist nun anerkannt, sogar Jammern ist erlaubt. Leider hat sich jüngst ein gewisser Jammer-Neid eingestellt. Wer im Homeoffice ist, darf nicht jammern, weil die Arbeitslosen noch ärmer dran sind, wer in Kurzarbeit ist, darf nicht jammern, weil die Pflegekräfte es noch schwerer haben. Dieses Feilschen um die größere Anstrengung führt in die Irre. Jeder und jede darf jammern, und sei es „nur“, weil die Blasmusikproben schon so lange ausgefallen sind. Was niemand tun darf, ist auf Dauer beim Jammern stehen zu bleiben. Alles hat seine Zeit.
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