KOMMENTAR_
Muss man sich nicht schämen, wenn man sich – angesichts der drückenden Probleme der Welt – Sorgen macht um vergleichsweise Kleinigkeiten wie zum Beispiel: das kleine Mädchen, ob sein Meerschweinchen wieder gesund wird, das junge Paar, was aus seiner Liebe wird, die Eltern um ihren Sohn, der Motorrad fährt, oder die Sorge des älteren Herrn um sein schmerzendes Bein.
Kriege. Klima. Wirtschaftskrisen: Der Zug der großen Sorgen donnert so leicht über die vielen kleinen Kümmernisse hinweg, als wären sie gar nicht der Rede wert, weil es doch immer ein noch größeres Unglück, ein zigfaches Leiden gibt – bis schließlich gar nichts Menschliches mehr von Bedeutung erscheint.
Was zählt schon ein kleines privates Weh im Vergleich zu den großen Unglücken mit hunderten Opfern? Was zählt die Traurigkeit in einer Familie wegen des Sterbens der Oma oder eine andere Traurigkeit wegen eines schon vor seiner Geburt verstorbenen Kindes, wenn es doch dieses so vielfache Sterben gibt oder eine noch schlimmere Krankheit?
Vielleicht sollte man die großen Sorgen dieser Welt besser jenen anvertrauen, die nicht stumpf gegenüber den kleinen Sorgen der Menschen geworden sind, weil sie ein empfindsames Gespür dafür bewahren konnten: um den Liebeskummer der jungen Frau, das Hüftleiden des älteren Herrn, dafür sogar, ob das Wetter hält.
In der Aufmerksamkeit für die kleinen Kümmernissen zeigt sich die Menschlichkeit – und die Fähigkeit zu großer Verantwortung. Sorgen misst man nicht nach Zahl und Gewicht.
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