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Für viele evangelikale Anhänger:innen Donald Trumps – und davon hat er Millionen – steht außer Frage: Gott hat seine schützende Hand über ihren Präsidentschaftskandidaten gehalten, als der Schuss des Attentäters ihn nur gestreift hat.
Aus ihrer Sicht war das unzweifelhaft ein Wunder, in dem sich Gottes Wille zeigt und das eine Botschaft enthält: Gott braucht Donald Trump. Dagegen, dass gläubige Menschen ihr Leben, ihre Freuden und Leiden vor Gott ins Gebet bringen, ist nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil.
Und dennoch darf man es sich mit dem Beten nicht zu leicht machen. Der Attentäter hat zwar Trump verfehlt, aber einen Familienvater getötet und zwei Menschen schwer verletzt. Wo war da Gottes Hand? Was ist in diesem Fall seine Botschaft?
Die großen Worte unseres Glaubens wie Gottes Wille, Vorsehung, göttlicher Auftrag verlangen eine respektvolle, zurückhaltende, eine leise Sprache. Vorschnelle Erklärungen oder Triumphgeheul – und seien sie mit noch so frommen Begriffen wie Wunder oder Hand Gottes verbrämt, sind unangebracht.
Das Attentat gar in eine mit Bibelsprüchen umwickelte Wahlempfehlung umzumünzen, ist Missbrauch von Glaube.
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