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Damit folgen sie einem Weg, den die Franzosen schon beschritten haben: Aus der Erkenntnis heraus, dass Gott den Menschen keine Falle stellt, wird versucht, klarer zu erfassen, was im Vaterunser gemeint ist.
Das Vaterunser entstammt den Evangelien. Anders als in der italienischen Bibelübersetzung blieb im deutschen Sprachraum die revidierte Einheitsübersetzung (Matthäus 6,13; Lukas 11,4) aber bei der alten Formulierung „Führe uns nicht in Versuchung“. Die lange Tradition des Betens würde ihr Übriges dazutun, dass der Umstieg bei uns ein enormer Kraftakt wäre.
Richtig wäre er trotzdem, weil Glauben und Beten in Übereinstimmung sein müssen. Die Vorstellung, dass Gott mit der Versuchung hinter der nächsten Ecke lauert, um den Menschen zu Fall zu bringen, passt nicht zu einem Gott, der die Liebe ist und der die Rettung des Menschen will – und dafür auch das Äußerste tut. Aus guten Gründen gab es einst auch Widerstände gegen den Versuch Benedikts XVI., das Kelchwort während der Eucharistiefeier wörtlicher zu übersetzen. Demnach wäre Christi Blut nur für „viele“ (statt „alle“) vergossen worden. Benedikt hat aber selbst betont, das Christus für alle gestorben ist. Es macht daher keinen Sinn, etwas anderes zu beten.
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