KOMMENTAR_
Als Jugendlicher haben mich jene Geschichten fasziniert, die davon erzählten, wie die Eroberer aus der Alten Welt in Berührung mit Menschen kamen, die noch nie einen Weißen gesehen haben. Als gefährliche Begegnungen wurden sie geschildert.
Wie nämlich kann man mit Menschen in Beziehung treten, deren Sprachen und Gepflogenheiten, deren Sitten und Glauben man nicht kennt? Solche Erstbegegnungen sind in der Geschichte sehr oft tragisch und blutig verlaufen. Wem man da gegenüberstand, wurde als Feind oder als minderwertig betrachtet – und bekämpft, damit der Weg frei wird in die Neue Welt. Heute schämt man sich für die Sünden von damals – und es ereignet sich dennoch Ähnliches.
Seit einigen Jahrzehnten sieht man sich mit einer neuen Tatsache konfrontiert: Da stehen plötzlich die „Fremden“ vor der Tür. Wie umgehen mit ihnen?
In den meisten Wahlauseinandersetzungen ist das eine Hauptfrage geworden. Man stellt sie als Bedrohung und Gefahr dar. Doch innerhalb der eigenen Grenzen stehen sich die Menschen zunehmend fremd gegenüber, als lebten sie in verschiedenen Wirklichkeiten, in Anhängerschaften, die sich selbst genügen und die am Anderen kein Interesse haben.
Man versteht einander nicht mehr, will es vielleicht gar nicht. Menschen können und wollen nicht miteinander, man trifft und akzeptiert nur Seinesgleichen.
Da geht es um Erobern – und nicht um Entdecken und Begegnung. Es ist, wie es schon einmal war. Erstbegegnungen müsste man wagen – auf neue Art.
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