KOMMENTAR_
Im 65. Lebensjahr. Mit zweiundsiebzig. Ein anderer war 68 – mein Jahrgang also. Bloß wenn ein Name ins Auge stach, habe ich früher diese knappen, oft schwarz gerahmten Kurzfassungen eines Menschenlebens gelesen – ob es ist, an wen ich dachte. Mehr und mehr werden sie zur Erinnerung: Es ist Zeit, auch das eigene Leben zu fassen.
Nicht nur die Dinge, die man besitzt – Wohnung, Haus, Geld, Bücher, das Auto – gilt es zu „regeln“. Nichts von all dem kann sich ein Mensch in sein Grab mitnehmen, sagt der Volksmund. Es betrifft auch die „geistigen“ und „geistlichen“ Schätze, die ein Mensch hinterlässt: ob sie mit ihm sterben oder ob er sie fruchtbar für Menschen zu machen versteht.
Da müsste man viel erzählen von den Erkenntnissen seines Lebens, den Irrtümern, den Wichtigkeiten, die sich als belanglos entpuppt haben, dem, was man bedauert – doch auch von den großen Überraschungen, die sich unerwartet eingestellt haben.
Weitererzählen müsste man, wie glücklich oder unglücklich einen die Reichtümer und Erfolge gemacht haben, für die man vieles hintangestellt hat. Und man dürfte sich nicht schämen, auch von seinen Versäumnissen zu reden. „Redende Alte“ könnten ein Segen sein. Ein Mensch, der noch einmal alles genauso wie damals machen würde, hat vielleicht nur nicht viel dazugelernt. Leben wird besser gelingen, wenn Menschen nach uns von unserem Erfahrungsvermögen zehren könnten. Um solche „Erbschaft“ müsste niemand streiten.
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