KOMMENTAR_
Das ist eine der Errungenschaften der Demokratie: dass man Nein sagen kann. Und wenn es eine gefestigte Demokratie ist, werden Proteste und Einsprüche auch ernst genommen. Man muss sich nicht alles gefallen lassen, was eine Obrigkeit will. Es gibt Regeln und Rechte! Wie gut, wenn man in einem Land lebt, in dem nicht nur geduldet ist, wer gleichen Sinnes ist.
Errungenschaften können aber auch zu Stolpersteinen werden. Wenn menschliche Verhältnisse – ob im Kleinen wie im Großen – fast nur von Protest und Einspruch geprägt sind, dann lässt sich in diesen Verhältnissen erst recht schwer leben. Das Schlechtreden ist dann stärker geworden als das Gutheißen, das Nein stärker als das Ja.
Man kann die Probe machen: In wie vielen Nachrichten, die einem täglich begegnen, tönt der Grundton des Nein, der Ablehnung und des Protestes? Und wie viel Gutgeheißenes bleibt noch übrig?
Gut: Der Krämer lobt eben die eigene Ware. Das Angebot der Konkurrenz redet er eher schlecht. Und so ist es auch in der Politik und in vielerlei anderen Zusammenhängen: Das Selbstlob dominiert. Das Nein und die Ablehnung gelten der Konkurrenz.
Ein Versuch könnte sich lohnen: sich selbst einmal dem eigenen kritischen Blick auszusetzen und beim Gegenüber das Gute zu erkennen versuchen. Wirklich gut wird die Sache erst, wenn sich zum Recht auf den Einspruch auch der Mut zum Zuspruch gesellt. Mindestens ebenso wichtig ist die Frage, was Menschen gemeinsam zu schaffen bereit sind, als wogegen sie sind.
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