KOMMENTAR_
Es war bei einem Medienempfang 2010, als Christoph Kardinal Schönborn von seiner aktuellen Lektüre schwärmte: „A secular age“ (Ein säkulares Zeitalter) von dem kanadischen Philosophen Charles Taylor. Ob die Journalisten dann wirklich zu dem knapp 1300 Seiten dicken Wälzer gegriffen haben, bleibt offen. Tatsache ist jedenfalls: Spätestens mit „Ein säkulares Zeitalter“ hat sich Taylor in den Olymp der gegenwärtigen Philosophie geschrieben.
Der heute 88-jährige katholische Denker wechselte schon als Student zwischen Montreal und Oxford, was sich auch als Forscher und Universitätslehrer nicht änderte. Beziehungen gibt es auch zum Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. Taylor hat sich mit Multikulturalismus ebenso beschäftigt wie mit Liberalismus. Politisch war der Kanadier für eine sozialdemokratische Partei aktiv. In seinem Zugang zu Religion geht es u.a. um die positiven Beiträge des Christentums zur westlichen Gesellschaft. Taylor sieht diese durch die Säkularisierung nicht einfach automatisch untergehen: Im Gegenteil: In einer Rede mit dem Titel „Eine katholische Moderne“ (1996) plädiert Taylor für einen distanzierteren und daher auch objektiveren und differenzierteren Blick auf die Moderne. Damit teilt Taylor zwar das Thema mit dem Namensgeber des Joseph-Ratzinger-Preises, nicht zwingend aber dessen Einstellung zur modernen Welt.
KOMMENTAR_
DENK_WÜRDIG
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
BRIEF_KASTEN