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Der Petersplatz in Rom ist ein Symbol für die Weltkirche, ja den Erdkreis. Dass Papst Franziskus dort, wo er nach seiner Wahl 2013 in die Öffentlichkeit der Welt trat, auch am Ostersonntag mit dem Segen „Urbi et orbi“ von ihr Abschied nahm, macht Sinn.
Noch mehr aber als das Wo zeigt das Wie die Konstanz im Pontifikat des argentinischen Papstes: Als er gewählt wurde, überraschte er mit einem einfachen „Buona sera“. Am Ende seines irdischen Pilgerwegs war das Letzte, was er tat, bevor er mit dem Rollstuhl von der Benediktionsloggia weggeschoben wurde, ein schlichtes Winken mit den Händen.
Das Winken ist wie das Buona sera ein Gruß, der keine Hierarchie kennt, ein Austausch von Mensch zu Mensch. Dass unter der weißen Soutane ein Mensch steckt, war bei Franziskus stets erkennbar – bis hin dazu, dass der Schwerkranke zuletzt bei einem Überraschungsbesuch im Petersdom ohne Papstgewand erschien. Die Begegnungen von Papst Franziskus mit Menschen in der Öffentlichkeit wirkten authentisch, auf Augenhöhe und nicht inszeniert. Das zeigte sich daran, dass Franziskus’ Emotionen mitunter herausbrachen, dass er vom Text abwich und mitunter flapsige Worte benutzte.
Das Pontifikat von Papst Franziskus hatte Kontroversen: Manche waren und sind der Ansicht, dass er die Kirche zu sehr verändert hat. Viele – auch der Autor dieser Zeilen – hätten sich mehr Veränderung gewünscht. Nicht von der Hand zu weisen ist aber die Ansicht, dass Franziskus einen Weg gesucht hat, Tradition als Brückenschlag zwischen Bewahrung und Fortschritt zu leben. Dabei muss es gelingen, Mitmenschen zum Überqueren dieser ungewohnten Brücke zu bewegen.
Das schafft nur jemand, dem man vertrauen kann – ein Mensch, der selbst über diese Brücke geht und nicht andere vorschickt. Jorge Mario Bergoglio war solch ein Mensch und Brückenbauer. Jetzt ist es an uns, diese Brücke zu nützen. Arrivederci – auf Wiedersehen, Papa Francesco.
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