BRIEF_KASTEN
Ich liebe politische Satire im Fernsehen. Gleichzeitig beschleicht mich die Sorge, dass das langfristig nicht gut für mich ist. Es stimmt natürlich: Humor ist eine Möglichkeit, negative Entwicklungen auf Distanz zu halten.
Das Problem dabei ist aus meiner Sicht, dass sich die satirischen Stilmittel Ironie und Sarkasmus zu einer zynischen Einstellung verdichten können: Die darin enthaltene Kritik wird so „sauer“, dass man von der Welt und den Mitmenschen nichts „Süßes“ mehr erwartet.
Gerade wenn es um die Haltung zur Politik geht, ist der Weg zum Zynismus mitunter kurz. Eine ironische Kritik kann es sein, einen Abgeordneten, der sich offensichtlich ahnungslos zu einem Thema äußert, als „großen Experten“ zu bezeichnen. Das ist lustig und harmlos.
Verallgemeinert man aber die Aussage im Sinne von: „Unsere Abgeordneten sind ja alles ganz große Experten“, dann ist das zwar immer noch ironisch (weil man ja das genaue Gegenteil meint); vor allem aber zeigt es eine zynische Haltung, wonach von Abgeordneten nichts Sinnvolles zu erwarten ist. Das ist demokratieschädigend.
Also soll ich lieber keine Satiresendungen mehr anschauen? Das wäre mir auf Dauer zu humorlos. Aber vielleicht kann ich den alten Rat des berühmten Arztes Paracelsus auch hier anwenden: Die Dosis macht das Gift. In Maßen genossen ist Satire anregend; übertreibt man es mit ihr, wird sie giftig.
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