KOMMENTAR_
Fast schien sie aus der Mode gekommen, aber jetzt trägt man sie wieder: die Tracht. Bei Erntedankfesten, Hochzeiten und anderen festlichen Begebenheiten wird sie aus dem Schrank geholt.
Eine echte Tracht ist nicht irgendein Gewand.
Vor allem ist sie keine Uniform.
Wenn ich die Feuerwehr rufe oder die Rettung, ist nicht so wichtig, wer in der Uniform steckt. Hauptsache, jemand kommt. Bei der Uniform steht die Organisation im Vordergrund, bei der Tracht hingegen ist es der Mensch, der sie trägt. Die Tracht erzählt etwas von ihm, aus welcher Gegend jemand kommt, früher auch: welchem Stand jemand angehörte. Bauerntracht und Bergmannstracht: Das ist nicht dasselbe. Die Tracht schmückt die Person, die sie trägt, sie verbindet sie zugleich mit der Gruppe, zu der sie sich gehörig weiß.
Ist es die Sehnsucht danach, wieder besser in Gemeinschaften hineinzufinden, die Menschen neuerdings Gefallen an Trachten finden lässt?
Es wäre kein schlechter Grund.
Mit der Taufe schlüpft ein Mensch im übertragenen Sinn in die Tracht des christlichen Lebens. Das Taufkleid will es zeigen: Bei diesem Menschen darf ich damit rechnen, dass er sich wie ein Christ verhält. Grob gesagt: dass er sich nach der Liebesregel Gottes verhält – zu sich und zum Nächsten.
Vielleicht wäre es gut, auch dieses Kleid als Alltagstracht öfter aus dem Schrank hervorzuholen.
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