KOMMENTAR_
Ein Kilo für 3,90. In der Steige sind sie billiger. Bei den Marillen ist es so und bei allen anderen käuflichen Waren auch. Der Preis richtet sich nach der Menge.
Prächtig blüht der Rosenstrauch. Aber worin unterscheidet sich die Freude, die man beim Anblick eines schön gewachsenen Rosenstrauches empfindet, von der Freude über ein kleines Mauerblümchen? Freude misst sich nicht an Preis-Leistungs-Verhältnissen. Sie ist keine Frage der Menge.
Da hat einer einen großen landwirtschaftlichen Betrieb. Die Erntezeit kommt, und Wagen für Wagen wird die Ernte abtransportiert. Eine Freude ist es für diesen Landwirt, wenn die Ernte gut und der Preis nicht im Keller ist. Das macht ihn zufrieden. Da hat ein anderer nur ein kleines Stück Land. Auch er bringt die Ernte ein. Nicht Wagen für Wagen, sondern Steige für Steige. Ist seine Freude eine geringere als die seines großen Nachbarn? Wohl kaum. Und obwohl es so einleuchtet, dass die Freude sich nicht am Vielen misst, treibt doch dieses ständige Streben nach mehr die Menschen an – als wäre Zufriedenheit nur in ständiger Steigerung möglich.
Die Zukunft liegt in der Kunst, sich auch am Kleinen freuen zu können. Satter als satt kann ein Mensch nicht werden. Froher als froh auch nicht. Je mehr ein Mensch hat, desto mehr verliert er sich auch im Vielen. Und an der Habsucht erstickt die Welt.
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