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Derzeit wird in der Volksoper Wien das Musical „Anatevka“ gespielt. Die Geschichte im Russland des ausgehenden 19. Jahrhunderts führt in das Dorf Anatevka. Dort lebt Tevje, der Milchmann, mit seiner Frau Golde und den fünf Töchtern.
Der Alltag ist ein einziger Kampf ums Überleben, aber wenn die Sabbatkerzen entzündet werden, macht sich trotz aller Not Freude breit. Tevje erklärt das so: „Dank unserer Tradition haben wir bisher unser Gleichgewicht seit vielen Jahren gehalten. Hier in Anatevka haben wir Traditionen für alles: wie man isst, wie man schläft, wie man arbeitet und auch dafür, wie man sich kleidet.“ Tradition ist wie eine Festung, die Schutz und Geborgenheit bietet.
Aber die Rechnung geht nicht auf. Die älteste Tochter heiratet einen anderen Mann als den, den der Vater für sie ausgesucht hat, und die Tochter Chava verlässt mit einem Christen das Dorf. Doch die Liebe zu den Kindern sprengt die Ketten der Tradition, in denen Tevje gefangen war.
Schließlich wird das Dorf niedergebrannt, und seine Bewohner:innen werden zu Heimatlosen. Die Tradition ist damit endgültig zerbrochen. Sie nützt nichts mehr, sie schützt nicht mehr.
Diese Aufführung hat mich beeindruckt, doch gleichzeitig musste ich immer wieder an die Stellung von Kirche und Glaube in unserem Land denken.
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