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Papst Franziskus hat mit einem Schreiben auf jenen US-Bericht reagiert, der Missbrauchsfälle mit 300 Klerikern und über 1000 Opfern auflistet. Was den Papstbrief auszeichnet, ist die Kritik an klerikalen Machtstrukturen. Der Papst spricht offen davon, dass das Volk Gottes ausgestochen, übergangen und auf eine „Elite“ reduziert wurde – und Franziskus sagt, dass das schädlich war.
Als Österreicher kommt einem die Sache ziemlich bekannt vor. Das Kirchenvolksbegehren 1995 war durch den „Fall Groër“, die öffentlichen Vorwürfe des Missbrauchs gegen den damaligen Wiener Erzbischof, in Gang gekommen. Kirchenreformbewegungen haben sich seitdem bemüht, Alternativen zu klerikalem Denken anzubieten. Sie wurden vielleicht gehört („Dialog für Österreich“), aber letztlich kaum berücksichtigt.
Nun, 2018, ist es der Papst selbst, der die Laien in die Verantwortung hereinholen will. Wenn aber heute die Laien mithelfen sollen, die Bürde der klerikalen Missbrauchsskandale zu tragen, dann können sie mit Recht morgen verlangen, bei anderen Themen (Bischofswahl, Zölibat, ...) nicht nur gehört, sondern auch berücksichtigt zu werden.
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