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An Bekanntheit können die Mumien von Waldhausen mit dem „Luftg‘selchten Pfarrer“ von St. Thomas am Blasenstein nicht mithalten. Dass sich aber in zwei fast benachbarten Orten Leichen auf ganz ähnliche Weise mehr als drei Jahrhunderte erhalten haben, macht neugierig. Nach der Untersuchung der Mumie von St. Thomas im Jahr 2018 hat sich dasselbe Expertenteam aus München nun der Toten von Waldhausen angenommen. Der Münchner Pathologe Andreas Nerlich und die beiden Rechtsmediziner Peter Hofer und Oliver Peschl – er ist Konservierungsbeauftragter des „Ötzi“ – haben die Mumien im Computertomografen untersucht sowie chemische Analysen und Radiokarbondatierungen durchgeführt. Bei den Bestatteten handelt es sich – mit größter Wahrscheinlichkeit – um die drei Pröpste, die im 17. Jahrhundert die Geschicke des Chorherrenstiftes Waldhausen gelenkt haben. Zu ihnen gehörte Laurentius Voss, der den barocken Neubau der Stiftsanlage begann. Die Stiftskirche konnte in seiner Amtszeit sogar noch vollendet werden. Bei Propst Rathgeb diagnostizierte man eine Abnutzung der Kniegelenke, eine sogenannte „Bet-Arthrose“, die vom langen Knien beim Beten herrühren könnte.
Von den Mumien sind nur Teile erhalten, der Grund für deren Mumifizierung dürfte im Luftabschluss und in der zusätzlichen Entfernung der Feuchtigkeit der Leichname gekommen liegen. Die Experten sprechen von einer „spontanen Mumifikation“, die sich durch Begräbnissitten und Klima in der Gruft eher zufällig ergeben hat. So weiß die Tradition zu berichten, dass ein Propst in drei Särgen bestattet wurde. Das würde den Luftabschluss erklären. Bei zwei der Mumien fand man Faserknäuel und Sägespäne. Das Material könnte zum Aussaugen von Körperflüssigkeit gedient haben, um die Leichname auf jeden Fall bis zum Begräbnis konservieren zu können. Vermutlich hat es darüber hinaus gewirkt.
Waldhausens Pfarrer Karl Wögerer freut sich auf jeden Fall, dass drei historisch wichtige Pröpste des Stiftes eine neue, würdige Ruhestätte gefunden haben. Die Leichname befanden sich bislang in einer Gruftkammer, die in der NS-Zeit geschändet wurde. Nun hat man sie in die angrenzende Krypta verlegt. Die Krypta wurde im Zuge der Landesausstellung 2002 als Raum des
Totengedenkens und der Besinnung geschaffen. Sie birgt nun zusätzlich in drei Lärchensärgen mit Glasdeckel die Mumien der drei Pröpsten.
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