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Liebe erscheint gemeinhin als etwas, das sich einer rationalen Ordnung entzieht. Recht dagegen ist letztlich der Inbegriff der Ordnung. Naheliegend wäre es also anzunehmen, dass Recht und Liebe wenig miteinander zu tun haben. Dass das zumindest nicht auf das Kirchenrecht zutrifft, hat der Rechtsanwalt Wolfgang Gappmayer in einem Buch, fußend auf einer Masterarbeit im Lehrgang „Kanonisches Recht für Juristen“, dargelegt. Dabei erweist sich das Buch als Zusammenfassung vieler und sehr unterschiedlicher, auch kultureller Inputs. Man merkt zwischen den Seiten deutlich, wie sehr der Autor für sein Thema brennt. Dass mitunter die Fülle der Zitate überbordet und nicht unbedingt zur stringenten Argumentation beiträgt, muss aber auch erwähnt werden. Erkennbar wird dabei aber, dass durch die kulturelle Wirkung des Christentums das Prinzip der Liebe durchaus auf die westliche Gesellschaft gewirkt hat – allen Rückschlägen zum Trotz – und damit auch einen Teil des kulturellen Rahmens weltlichen Rechts bildet. Dies weiter auszuarbeiten, wäre eine eigene Arbeit wert. Im vorliegenden Buch ist es interessant, einem katholisch geprägten Juristen dabei über die Schulter zu sehen, wie er sich dem vordergründig rechtsfremden Phänomen der Liebe nähert und dabei einen großen kulturellen Aufwand betreibt. Als Manko bleibt der Preis des Buches.
Wolfgang Gappmayer: Liebe im Recht: Das Phänomen der Liebe im kanonischen Recht und anderswo, Neuer wissenschaftlicher Verlag, € 48,–
Davide Morosinotto ist ein meisterlicher Erzähler von Abenteuern. Seine beiden bisher auf Deutsch erschienenen historischen Romane „Die Mississippi-Bande“ und „Verloren in Eis und Schnee“, zogen die Leser/innen in ihren Bann. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an seinen jüngst erschienenen Titel „Der Ruf des Schamanen“, der mit den beiden erstgenannten Büchern eine lose miteinander verbundene Fluss-Trilogie vollendet. Spielten bei den Vorgängerromanen die Flüsse Mississippi und Newa eine wichtige Rolle, führt nun die (Lese-)Reise zum Amazonas. Außerdem gibt es dabei ein für die Handlung nicht unwesentliches Wiedersehen mit einem Protagonisten aus „Verloren in Eis und Schnee“. Die 13-jährige Finnin Laila lebt als Diplomatentochter mit ihren Eltern in der peruanischen Hauptstadt Lima. Als bei ihr in einer Klinik eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wird, ist eine geheimnisvolle seltene Blume ihre letzte Hoffnung auf Heilung. Der gleichaltrige El Rato, der in der Klinik aufgewachsen ist, begleitet Laila auf der Reise in den Dschungel, wo sie einen geheimnisvollen Schamanen sucht. Die beiden Teenager sind weitgehend auf sich alleine gestellt und müssen viele gefährliche Abenteuer bestehen, bei denen sie etwa Bekanntschaft mit Drogenhändlern und Terroristen machen. Je tiefer Laila in den Urwald vordringt, desto näher rückt die schicksalhafte Begegnung mit dem Schamanen und die Antwort auf die Frage, ob sich die Krankheit aufhalten lässt. Die einfühlsam und fesselnd erzählte Geschichte ist mit zahlreichen Illustrationen aufgelockert und in wechselnden Perspektiven erzählt. Unterhaltsamer und anspruchsvoller Lesegenuss!
Davide Morosinotto: Der Ruf des Schamanen, Unsere Abenteuerliche Reise in das Herz der Dunkelheit. Thienemann Verlag, 432 Seiten, € 18,50
Die Zeichen der Zeit erkennen und zum Wesentlichen zurückkehren, dazu lädt Nina Pommer mit ihrem Buch „essenz leben“ ein. Sie ermuntert in ihren Texten, den eigenen Sehnsüchten nachzuspüren, Verantwortung zu übernehmen für das eigene Leben und für die Welt. Ihren Texten hat sie tolle Fotografien beigestellt, die Gedanken vertiefen, auf den Punkt bringen und neue Sichtweisen eröffnen. Von Elternliebe bis zur Suche nach den eigenen spirituellen Wurzeln reicht die Bandbreite der Themen.
Nina Pommer: essenz leben. Inspirationen für Lebenskunst, Texte, Gedichte und Fotografien, edition essenz, ISBN: 978-3-200-06334-1, € 24,–
Ingrid Brodnig ist seit Jahren Gast bei TV-Sendungen: Egal ob Social Media, Hass im Netz oder Verschwörungstheorien, sie ist oft die erste Adresse bei heiklen Themen, wenn es um den Umgang mit digitalen Welten geht. Sie gilt als Expertin für Lügengeschichten und Mobbing im Internet. Corona hat nun eine neue Bewegung an die Oberfläche gespült: „Querdenker“, die gegen die breite Öffentlichkeit auftreten und sich gegen „Mainstream“- Gedankengut mit eigenen Theorien wappnen. Alles, was von offiziellen Stellen und Medien kommt, wird infrage gestellt. – Viele kritisch Denkende wollen hinter die Kulissen der Welt blicken. Zu Recht. Im Netz gibt es viele, die dieses Bedürfnis bereitwillig befriedigen. Oft erreichen ungeprüfte Informationen und nicht näher definierte Studien von vermeintlichen Experten einen großen Leser/innenkreis. Was ist Wahrheit? Was sind Fake-News? Und wie kann man mit Verschwörungstheoretikern in der Familie, im Freundeskreis und in der Online-Welt umgehen? – Ingrid Brodnig plädiert in ihrem Buch „Einspruch!“ für Gelassenheit statt hitziger Diskussionen. „Diskutieren kommt einem Drahtseilakt gleich. Es geht andererseits darum, rote Linien aufzuzeigen“, erklärt die Autorin. Wenn etwa hinter Verschwörungstheorien rassistische oder antisemitische Vorstellungen stecken, gilt es das zu benennen. Wichtig ist es, auf Häme zu verzichten. Ein Aufbau neuer Fronten schafft Hürden, die nur mehr schwer überwunden werden kann. Die Botschaft „Ich bin nicht deiner Meinung, aber ich bin nicht dein Feind“ könnte helfen, den Kontakt zueinander nicht zu verlieren. Brodnig gibt viele hilfreiche Tipps für eine wertschätzende Kommunikation und ermuntert, in der Sache klar zu bleiben, ohne beleidigend oder abwertend zu reagieren. Wertvoll!
Ingrid Brodnig, Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online. Strategien und Tipps, damit Fakten wirken, Brandstätter Verlag, € 20,–
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