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Der bischöfliche Galawagen

ALT_KOSTBAR

In der Reihe „alt und kostbar“ stellt Lothar Schultes die Kutsche der Linzer Bischöfe vor. 

Ausgabe: 11/2025
11.03.2025
- Lothar Schultes
Bischöflicher Galawagen (Halbberline), Italien (?), um 1780, Großraming, Kutschenmuseum Gruber,  Leihgabe der Diözese Linz.
Bischöflicher Galawagen (Halbberline), Italien (?), um 1780, Großraming, Kutschenmuseum Gruber, Leihgabe der Diözese Linz.
© Schultes

Am 1. Mai feiert die Diözese Linz den 240. Jahrestag des Einzugs des ersten Bischofs, Ernest Johann Nepomuk Graf Herberstein. Dieser war bereits 1783 ohne die Zustimmung Roms und Passaus von Kaiser Joseph II. ernannt worden. Er konnte aber sein Amt erst antreten, nachdem ihm das ehemalige Kremsmünsterer Stiftshaus (der heutige Bischofshof) als Residenz zugeteilt wurde.

 

Über seinen feierlichen Einzug sind wir durch einen Brief Leopold Mozarts vom 30. April 1785 unterrichtet, der sich damals in Linz aufhielt: „Morgen hält der neue Bischof, der krumme hinkende Graf Herberstein, seinen Einzug, es muß auf Vorschrift des Kaysers, wie die Aposteln zu fuss geschehen.“ Der Festzug war nicht lang, denn der Weg ging nur von der Minoritenkirche zum Dom, der ehemaligen Jesuitenkirche, wo die Amtsübernahme stattfand. 

 

Sparsam

 

Ob der Bischof wirklich zu Fuß ging, ist unsicher, denn Herberstein hatte einen Galawagen zur Verfügung, den Joseph II. der neuen Diözese schenkte. Die sprichwörtliche Sparsamkeit Kaiser Josephs legt nahe, dass er ein nicht mehr benötigtes oder von einem aufgehobenen Kloster eingezogenes Fahrzeug abgegeben hat. Dass es sich, wie behauptet, um den Brautwagen von Erzherzogin Maria Christina und Herzog Albrecht handelte, ist aber unmöglich. Die Kutsche wurde  immer wieder benützt, zuletzt 1924 von Bischof Johannes Maria Gföllner bei der Einweihung des Mariendoms.

 

Elegant

 

Der Wagentyp wird als Halbberline bezeichnet. Der Name kommt von Berlin, dem Ort seiner Erfindung. Es handelt sich um eine gefederte, vor allem für Stadtfahrten konzipierte Kutsche mit einer geschlossenen Kabine für zwei Personen. Weil sie vorne wie abgeschnitten wirkt, wird sie auch als Coupé (= abgeschnitten) bezeichnet. Der Wagen zeigt in seiner betonten Eleganz bereits die Formensprache des Louis-Seize-Stils (benannt nach König Ludwig XVI.), der nach dem Rokoko eine Hinwendung zu einfacheren und schlichteren Formen brachte. 

 

Schmucklos

 

An die Stelle der großen Prunkkarossen traten damals wendigere und leichtere, fast schmucklose Wagen. Gleichzeitig erfolgten technische Verbesserungen, vor allem durch die C-förmigen Federn. Ein vergleichbares Coupé hat sich im Besitz der Fürsten Esterházy erhalten, und zwar der sogenannte Frankfurter Krönungswagen, in dem Fürst Nikolaus II. im Jahr 1792 zur Kaiserkrönung nach Frankfurt reiste. Ähnlich ist auch der 1785 entstandene Wagen des französischen Gesandten in Solothurn in der Schweiz. Diese Beispiele belegen, dass der Linzer Galawagen durchaus eines Bischofs würdig war, in seiner betonten Einfachheit aber auch den Idealen der Aufklärung entsprach.


Der nächste Beitrag führt nach Wallern in die evangelische Kirche.

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Autor und Künstler Lothar Schultes gestaltet seit 2022 für die Kirchenzeitung die Reihe „alt und kostbar“. Dabei stellt er vorwiegend Alte Kunst im Kontext des Kirchenjahres vor. 

Lesen Sie alle Beiträge alt & kostbar

 

Lothar Schultes studierte in Wien Bildhauerei bei Wander Bertoni sowie Archäologie und Kunstgeschichte. Er arbeitete im Belvedere und an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, ehe er 1985 ans OÖ. Landesmuseum kam, wo er bis zu seiner Pensionierung 2020 die Sammlungen Kunstgeschichte und Kunstgewerbe leitete. Viele kennen Schultes von Vorträgen im „Deep Space“ des AEC. 

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