Josef Landerl kennt diese Situationen gut. In einer Seitengasse im Zentrum von Linz, dort wiederum nicht vorne an der Straße, sondern im Hinterhof, ist die Eingangstür zu den Räumen des Vereins Neustart. 25 Jahre ist Landerl schon „im Geschäft“. Er kennt die Abwege, auf die Menschen, auch Jugendliche, geraten. Er weiß aber auch um Wege heraus aus dem Schlamassel. Diesen Wegen hat er sich in seinem Beruf verschrieben – den Täterinnen und Tätern, den Opfern, aber auch Angehörigen zu helfen. Das ist auch das Ziel des Vereins Neustart. Bewährungshelfer war Landerl zuerst, dann Abteilungsleiter von Neustart in Wels. Seit September 2018 leitet er Neustart Oberösterreich. Rund 100 Mitarbeiter/innen arbeiten im Verein, etwa 40 davon in Vollzeit. Dazu kommen noch einmal so viele Ehrenamtliche. Rund 1.900 Klientinnen und Klienten werden allein in der Bewährungshilfe betreut. Eine wichtige Aufgabe ist auch der „Tatausgleich“. Eine Dummheit soll nicht zum Stolperstein für das ganze Leben werden. Bereits vor einer Gerichtsverhandlung wird dabei ein Ausgleich zwischen Beschuldigten und Opfern zu erzielen versucht.
Landerls ruhige Art und seine reiche Erfahrung, in der er Situationen gut einschätzen kann, lassen straffällig Gewordene und auch Eltern Jugendlicher Vertrauen und Hoffnung schöpfen. „Wir sind nicht die Einzigen“, das erleben Eltern hier. Da kann man über die Sorgen reden, über die man daheim oder unter Bekannten nicht spricht. Und vor allem ermutigt das: Viele schaffen den Weg zurück.
Die „Klienten“ werden von Richtern oder Staatsanwälten Neustart zugewiesen, doch auch wenn sich Betroffene selber melden, wird Neustart aktiv. Schon vor einer Hauptverhandlung wird in engem Kontakt mit der Familie die Situation besprochen. Hauptziel: Es soll alles unternommen werden, dass der betreffende Mensch künftig ein straffreies Leben führen kann – und nicht mehr rückfällig wird. Wird jemand aus einer Freiheitsstrafe bedingt entlassen, hat das Gericht die Möglichkeit, Auflagen zu erteilen. Ein Bewährungshelfer oder eine Bewährungshelferin steht in dieser heiklen Phase zur Seite. Denn das ist Landerls Erfahrung: Die erste Zeit, der Übergang von der Haft in die Freiheit, ist die kritischste. Freiheit muss neu und besser gelernt werden.
Eine hilfreiche Funktion könnten dabei auch Pfarren einnehmen – unterstützend für Betroffene, betont Landerl.
Bewährt hat sich die „Sozialnetz-Konferenz“ für jugendliche Straftäter/innen. Gemeinsam mit dem Umfeld – Geschwistern, Angehörigen, auch Pfarre und Arbeitgeber – soll die Entlassung gut vorbereitet werden. Jeder und jede im Umfeld übernimmt Mitverantwortung.
Die „Erfolgsbilanz“: Zwei Drittel der Verurteilten und von Neustart betreuten Menschen führen künftig ein straffreies Leben. 4,6 Prozent der betreuten Klientinnen und Klienten müssen wegen eines neuen Deliktes ihre Strafe absitzen. Die häufigsten Vergehen sind Eigentumsdelikte und Gewaltdelikte.
- Durch Beratung über Rechte und Pflichten, wenn Angehörige vor einer polizeilichen Befragung stehen.
- Durch Informationen etwa über Besuche im Gefangenenhaus, z. B. ob es ratsam ist, die Kinder beim Besuch mitzunehmen.
- Durch die Beantwortung von Fragen zu Rechtsbeistand und finanziellen Belastungen.
- Durch Informieren über Haftanstalten und Abläufe in einer Haft bzw. durch Infos für Besucherinnen und Besucher.
- Durch Onlineberatung. Die kostenlose und auf Wunsch anonyme Onlineberatung ist ein erster Schritt, sich seine Sorgen, Ängste und auch Wut von der Seele zu schreiben, etwa wenn man von Gewalt betroffen ist. Sie ist aber auch für Menschen gedacht, die eine Straftat begangen haben und deren Leben sich zum Besseren wenden soll. Beraten wird zu den Leistungsbereichen von NEUSTART, nämlich Bewährungshilfe, Tatausgleich, Haftentlassenenhilfe, elektronisch überwachter Hausarrest, Vermittlung gemeinnütziger Leistungen, psychosoziale Prozeßbegleitung, Arbeitstraining und betreutes Wohnen.
- Kontakt: NEUSTART OÖ, Tel.: 0732 749 56
E-Mail: office.oberoesterreich@neustart.at
Onlineberatung: beratung@neustart.at
- www.neustart.at/facts
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