Max ist 18. Letzten Sommer haben wir seine Volljährigkeit gebührend gefeiert. So ganz untypisch autistisch liebt er solche Feste. Nun plant er ein weiteres Fest, seine Abschieds- beziehungsweise Auszugsparty. Max wird am 17. Mai in eine WG ziehen. Und er möchte sich daher von Familie und Freunden verabschieden. „Mit Sekt, Bier und Musik“, wie er sagt. Die Gästeliste steht. Am liebsten würde er bereits heute feiern.
WG im Fall von Max bedeutet „Vollbetreute Wohngemeinschaft“. Der Einzug in die WG ist für Max positiv besetzt. Er kennt Wohngruppen aus Isidor, kennt Kinder, die schon viel früher in betreutes Wohnen kamen. Viele seiner Arbeitskolleg:innen wohnen nicht mehr bei den Eltern. Er verbindet Wohngruppen mit Struktur, Programm und ausreichend Ansprechpartner.
Als Max die Zusage für einen Wohnplatz bekam, reagierte er freudig. Abends in der Disco erzählte er stolz, dass auch er in eine Wohngruppe kommt. Das war schön zu beobachten. Ganz Max stellt er viele detaillierte Fragen, um sich Best möglich darauf vorzubereiten.
Mein Prozess dahingehend ist eine andere Geschichte, zum Beispiel das Sich-Eingestehen, dass wir an unsere Grenzen gelangt sind. Oder die vielen täglichen Handgriffe und Abläufe, sie sitzen und werden nicht mehr hinterfragt. Es bleibt keine Zeit, die über Jahre hinweg eingebrannten Verhaltensmuster aufzubrechen, und vor allem keine Kraft, neue entstehen zu lassen, damit Max wachsen kann.
Die Verantwortliche der Wohneinrichtung hat es sehr positiv formuliert: „Ich finde es schön, dass Sie Max die Chance bieten, sich weiterzuentwickeln.“ Das tat gut. Denn so haben wir es nie betrachtet. Das nimmt uns etwas vom schlechten Gewissen, das sich doch immer wieder mal einschleicht, wohlwissend, dass es normal ist, dass sich Jugendliche in diesem Alter von den Eltern lösen - oder eben umgekehrt.
Nun bekommt Max also die Chance, selbständiger zu werden. Er wird viel Neues lernen (müssen), er wird fordern und gefordert werden. Es wird eine massive Umstellung werden – für ihn, für uns. Nicht völlig sorgenfrei, ein wenig wehmütig, aber im Grunde dankbar, erleichtert und positiv sehen wir diesem Weg entgegen.
Auch deshalb, weil uns Max erhalten bleibt. Auch den Ennserinnen und Ennsern. Denn zumindest alle zwei Wochen wird er am Wochenende wieder seine Streifzüge durch die Stadt tätigen, seine Fragen stellen und sich erkundigen, wer wann wo was macht und danach.
Und bis dahin, ein großes Dankeschön für den stets wertschätzenden und liebevollen Umgang mit Max!
Birgit und Michael Kubik
Zum Beginn der "Max-Serie":
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