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Max möchte sich bestmöglich auf die kommende Narrenzeit vorbereiten und so muss Michael schon bald seine SD-Karten (die digitalen Speicherkarten für seinen Musikwürfel) mit Clown-Willi- und sonstigen Faschingsliedern bespielen. Tagein, tagaus tönen diese Lieder lautstark durchs Haus oder durch die Wohngemeinschaft, je nachdem wo Max sich gerade aufhält. Wenn die Faschingsparties losgehen, bin ich – wie auch so manche:r Betreuer:in - schon entnervt, da wir die vielen lustigen Lieder nicht mehr hören können. Aber das rührt Max nicht.
Zur Vorbereitung gehört auch das Sich-informieren über bevorstehende Faschingsveranstaltungen. Er beauftragt Michael im Internet zu recherchieren, wann wo was los ist. So ist er bestens informiert und teilt uns freudig mit, bei welchen Veranstaltungen er dabei sein möchte.
Max ist sehr klug, er kennt zwar das Datum nicht, aber er fragt: „Wann ist Clown Willi? Ist das nach meiner ersten Therapie-Woche?“, damit er die einzelnen Termine chronologisch einordnen kann. Bei Clown Willi in Enns findet zeitgleich seine Faschingsparty in der Wohngemeinschaft statt. Max möchte weder auf das Eine noch auf das Andere verzichten, so muss Michael weitere Termine von Clown Willi ausfindig machen. St. Florian, das ist nicht weit, weiß Max. Er erkundigt sich, wo die Florianihalle ist und ob diese Feier nun nach dem Geburtstag seines Onkels stattfindet.
So verplant er unsere Wochenenden. Da Max unter der Woche in der vollbetreuten Wohngruppe wohnt, halten wir uns nach wie vor die Wochenenden frei für Max. Wie wir diese Zeit verbringen, darf er bestimmen - wie auch schon die 19 Jahre zuvor. Schon bald ist unser Terminkalender gut gefüllt: Faschingsdisco, Faschingsschwimmen (ja auch das ist möglich – zumindest in der Garderobe), Fasching mit Clown Willi, Faschingsumzug in Enns, Fasching im Förderzentrum, Faschingsparty in der Wohngruppe.
Als ich mit Max zum Clown Willi-Konzert fahren möchte, unverkleidet - er wird doch bald 20 Jahre alt - macht er einen Abstecher in unseren Abstellraum. Er stellt sich auf die Zehenspitzen, um die Faschingsschachtel vom obersten Regal zu holen. Natürlich fällt sie herunter und die Faschingssachen purzeln durcheinander. Das stört Max nicht, denn so findet er schnell sein Faschingsgewand. Es ist seit Jahren das Gleiche – da ist Max ausnahmsweise sehr unkompliziert. Er zieht sein gestreiftes T-Shirt an und setzt sich seine Lockenperücke auf. „Clown Willi, ich bin bereit.“, freut sich Max.
Wir fahren nach St. Florian. Da Max immer bis ganz zum Schluss und darüber hinaus bleiben möchte, stoßen wir erst späterer dazu. Das ist einer der wenigen Kompromisse, den Max bereit ist einzugehen. Als wir hinkommen, ist die Party in vollem Gange. Clown Willi gibt sein Bestes, die Kinder tanzen und klatschen freudig mit. Max macht einen Juchzer, drängt sich in die Menge und eilt schnurstracks zu den Treppen, die auf die Bühne führen. Mein „Max, bleib herunten.“, geht im lauten Singsang unter. Schon stürmt er die Bühne, umarmt Clown Willi und begrüßt die Musiker Wiff und Jacky. Er kennt sie alle seit vielen Jahren. Mir ist das unangenehm, doch Clown Willi gibt mir zu erkennen, dass es für ihn passt. Dann kehrt Max in die Menge zurück, dreht seine Runden, stellt seine Fragen, die ob des ohrenbetäubenden Lärms kaum zu verstehen sind. Er singt, hüpft und klatscht vergnügt in seine Hände – er ist in seinem Element.
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