Mit dabei waren auch Philipp Gerhartinger (AK OÖ) und Katja Winkler (KU Linz). Die Veranstaltung fand im im Linzer Diözesanhaus statt.
Österreich gehört zu den zwanzig reichsten Ländern der Welt. Dieser Reichtum ist jedoch sehr ungleich verteilt, sagt Philipp Gerhartinger von der Arbeiterkammer OÖ: „Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung besitzen fast zwei Drittel des Gesamtvermögens in Österreich. Gar nur ein Prozent besitzen fast vierzig Prozent des Reichtums.“ Dieser entstehe vor allem durch Erbe: „Es ist ein Mythos, dass man durch Arbeit reich wird. Vielmehr ist es so, dass große Vermögen über Generationen weitervererbt werden.“
Eine massive Schieflage gäbe es laut dem AK-Experten bei der Besteuerung von Arbeit: „Die Abgaben auf Arbeit liegen in Relation zur Wirtschaftsleistung in Österreich um mehr als ein Fünftel über dem EU-Durchschnitt, die Abgaben auf Kapital hingegen um mehr als zehn Prozent darunter.“ Spannende Zahlen legte Gerhartinger unter anderem über die Auswirkungen von Armut vor: „Menschen, die armutsgefährdet sind, haben eine geringere Lebenserwartung – bei Männern sind es elf Jahre, bei Frauen vier.“
Der Sozialstaat, der in Österreich recht gut ausgebaut ist, könne zwar manches ausgleichen, dennoch sei „noch genügend Reformpotenzial vorhanden“. Es müsse laut AK kräftige Lohn- und Gehaltsteigerungen geben, eine Begrenzung von Manager-Gehältern sowie Reformen in puncto Steuern: eine Vermögens- bzw. Millionärssteuer, eine reformierte Erbschafts- und Schenkungssteuer, Maßnahmen gegen Steuervermeidung oder etwa eine Finanztransaktionssteuer. „Es gibt genug Handlungsmöglichkeiten, nur braucht es auch den politischen Willen dazu“, resümiert Gerhartinger.
Nicht nur das Vermögen sei in Österreich ungleich verteilt, sondern auch die Arbeitslast zwischen den Geschlechtern, besonders in der Sorge-Arbeit, und die Chance auf gesellschaftliche Beteiligung.
Beides hänge mit der Vermögensverteilung zusammen, sagt Theologin Katja Winkler von der Katholischen Privat-Universität Linz in ihrem eigenen Impulsvortrag: „Die ungleiche Verteilung von Reichtum behindert die Teilnahme von armutsgefährdeteten Menschen an gesellschaftlichen und demokratischen Prozessen. Sie können ihre Interessen somit weniger stark vertreten.“
Eine große Aufgabe der Kirche sei es, als „Anwältin“ diese Ungleichverteilung immer wieder anzuprangern: „Viele Initiativen wie mensch&arbeit oder die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung machen das bereits, aber seitens der Amtsträger passiert hier noch zu wenig. Sie könnten profilierter Stellung beziehen und eine starke politische Stimme darstellen.“ «
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