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Ob man selbst jemals an Demenz erkranken wird, kann man nicht voraussagen. Aber es gibt bestimmte Lebens- und Verhaltensweisen, die dies weniger oder mehr wahrscheinlich machen. Davon ist Renate Birgmayer überzeugt und nennt auch gleich die wichtigsten Punkte: „Schon ab dem mittleren Lebensalter sollte man auf viel Bewegung, richtiges Essen, soziale Kontakte und ungestörten Schlaf achten. Besonders ein Mangel an Tiefschlaf-Phasen schadet nachhaltig.“
Die ersten vier Stunden des Schlafes, der sogenannte Tiefschlaf, sind für den Hippocampus besonders wichtig. In dieser Zeit kann er die am Tag erworbenen Informationen in den einzelnen Hirnregionen ablegen. Er selbst ist nur eine Art Zwischenspeicher mit einem begrenzten Aufnahmevolumen. „Was der Hippocampus im Tiefschlaf verorten kann, wandert somit ins Langzeitgedächtnis. Gibt man ihm für diese Arbeit zu wenig Zeit, sprich zu wenig Tiefschlaf, gehen viele Informationen wieder verloren“, die Expertin beruft sich bei ihren Aussagen vor allem auf Forschungsergebnisse des deutschen Neurowissenschafters Jan Born. Ihr Rat ist daher, abends nicht zu lange aufzubleiben und nicht bis in die Nacht hinein fernzusehen. Wobei sie das Fernsehen, aber auch Smartphones oder Navigationsgeräte prinzipiell sehr kritisch sieht: „Diese Dinge müssen sinnvoll und maßvoll eingesetzt werden. Ich bestimme, wann ich sie brauche, nicht umgekehrt.“
„Vieles, was es an technischen Neuerungen und sonstigen Erungenschaften gibt, dient dazu, dass wir immer bequemer werden – sowohl körperlich als auch geistig“, Renate Birgmayer zählt hier ebenso Bestellservices und Halbfertigprodukte im Supermarkt dazu und hält dies für keine gute Entwicklung. „Wer selbst frisch kocht, tut nicht nur was für seinen Körper, sondern auch für seinen Geist und seine Motorik.“ Zu technischen Geräten im Haushalt meint sie: „Natürlich braucht man Hilfen, im Alter umso mehr. Aber beißen Sie sich auch durch die Betriebsanleitungen durch und lassen sich die Dinge nicht von den Enkeln erklären. Dann hat Ihr Kopf auch was davon.“
Denken ist das Verknüpfen von Informationen, die im Gedächtnis abgespeichert sind. Es gibt viele Möglichkeiten, das Gehirn zu trainieren, und das sollte man auch tun. Dafür ist man weder zu jung noch zu alt. Das von Renate Birgmayer ausgearbeitete Denktraining basiert auf den Erkenntnissen des Intelligenzforschers K. J. Klauer. Es sind zum Beispiel Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf Abbildungen zu erkennen und auch zu benennen. „Daraus entstehen in Seminaren oft spannende Diskussionen. Nach welchen Regeln betrachtet man eine Gruppe von Tieren? Soll man herausfinden, ob eines kein Säugetier ist oder nur zwei nachtaktive Wesen? Mit diesen Übungen werden in den Gehirnstrukturen neue Schubladen geöffnet, durch das Denken bleibt das Gehirn aktiv“, erklärt die Expertin.
Denken und Gedächtnis, SelbA-Jahrestagung am Fr., 25. Mai, ab 9 Uhr in Schloss Puchberg mit Hauptreferentin Renate Birgmayer und zahlreichen Workshops.
Anmeldung noch bis 23. Mai möglich (Tel. 0732/76 10-32 13).
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