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Noch vor etwa zwanzig oder dreißig Jahren waren Väter in der Erziehung kaum vorhanden, ganz zu schweigen von einer liebevollen und emotionalen Bindung zu ihren Kindern. „Zum Glück hat sich hier vieles geändert“, freut sich der Psychotherapeut und Buchautor Eduard Waidhofer. In seinem neuesten Buch beschreibt er den Vater als erstes männliches Leitbild, als „Prototyp des Männlichen“ für den Sohn. Dabei ist es wichtig, dass Väter ein modernes Männerbild vorleben. „Gefühle und Schwächen sollen Platz haben und besprochen werden. Buben haben hier einen großen Aufholbedarf gegenüber Mädchen. Getröstet zu werden, über Probleme zu reden – das war bisher eher den Mädchen vorbehalten“, weiß Waidhofer. Doch genau solche Gespräche würden den Selbstwert der Buben stärken, ihre soziale Kompetenz und die emotionale Entwicklung fördern. Sie lernen dadurch, Probleme zu benennen und zu bewältigen, anstatt sie zu überspielen. Buben, die gelernt haben, über Probleme zu reden, sind selbstbewusster. Sie brauchen sich nicht „cool“ geben, den „Überlegenen“ spielen oder gar gewälttätig werden.
Zur Erziehung gehören zwar auch Normen und Grenzen. Ganz wesentlich aber sind qualitätsvolle Zeit, Fürsorglichkeit, Vertrauen und das Fördern von Entwicklungen. Sehr positiv ist auch, wenn Kinder die Beziehung der Eltern als partnerschaftlich und wertschätzend erleben.
Sind Väter nicht (mehr) da, suchen Burschen und junge Männer andere Vorbilder, um eine Geschlechterrollenidentität zu finden. Großväter, Pädagogen oder auch Fußballtrainer kommen hier in Frage. Viele finden aber auch in der digitalen Welt Ersatz. „Die Helden, die die Burschen dort sehen, zeigen aber alles andere als ein modernes Männerbild“, warnt Waidhofer. „Hier sollte man unbedingt ansetzen und mit den Buben darüber reden, warum ihnen der Superheld XY so gut gefällt.“
Die Pubertät kann mit sich bringen, dass sich der Sohn andere, sogar gegensätzliche Vorbilder sucht. „Es findet eine Abgrenzung statt, die für einen Vater nicht immer so einfach zu verkraften ist. Dennoch ist dieses Loslösen notwendig und wichtig“, meint der Psychologe.
Nach seinem Buch „Die neue Männlichkeit“ (2015) veröffentlichte der Psychologe und Psychotherapeut Mag. Dr. Eduard Waidhofer ein Buch mit dem Titel „Jungen stärken. So gelingt die Entwicklung zum selbstbewussten Mann“. Das Buch ist im Verlag Fischer & Gann erschienen (€ 22,70) und auch als eBook erhältlich (€ 16,99).
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