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Am Vortag der Kräuterweihe geht Bäuerin Maria Leikermoser über die mit Kräutern bewachsenen Felder, die Streuobstwiesen und Almhügel ihres Hofes, um für den 15. August Kräuter wie Gelbes Labkraut, Johanniskraut, Quendel (Thymian) oder Dost (Oregano) zu pflücken. „Mindestens sieben verschiedene Kräuter sollen dabei sein“, sagt die Kräuterpädagogin. Die geweihten Buschen stellt sie in den Herrgottswinkel im 200 Jahre alten Bauernhof mit einer Bewirtschaftungsfläche von 18 Hektar.
Neben dem tausend Jahre alten Brauchtum kommen die Kräuter bei Maria Leikermoser aber auch noch in ganz praktischem Sinne zum Einsatz, und zwar, wenn eines ihrer Tiere erkrankt. Auf dem Hof leben derzeit neben einigen Hühnern auch 17 Milchkühe und neun Kälber.
Deren Leiden hat die Bäuerin schon so manches Mal mithilfe ihres Kräuterwissens erfolgreich behandelt. Es ist altes Wissen, das seit Generationen weitergegeben wird und früher noch mehr unter den Bauern und Bäuerinnen verbreitet war, glaubt Maria Leikermoser. Immer wieder habe sie ihr Wissen beim Stammtisch geteilt, gelegentlich kämen auch andere Bäuerinnen und fragten sie um Rat.
Hat eine Kuh zum Beispiel Husten, Fieber oder Durchfall, bekommt sie Lindenblütentee mit Thymian, Schafgarbe und Minze. Schnaps wird ebenfalls noch beigefügt. Gegen ein schmerzendes Kreuz oder einen verstauchten Fuß kann das Einreiben mit Vorlauf helfen (das beim Schnapsbrennen zu Beginn entstehende, aufgrund des hohen Alkoholgehalts nicht trinkbare Destillat). Bei trockenen Nasen oder Verdauungsstörungen gab es schon mal selbst hergestellten Glühmost.
Auch verschiedene Kräuteressige setzt Maria Leikermoser an, beispielsweise mit Fenchel oder Kümmeln, die Kälbern bei diversen Verdauungsbeschwerden helfen können. Warmes Schweineschmalz habe sie schon bei einer geschwollenen Kalbsbrust oder einem geschwollenen Kuheuter eingesetzt. „Heutige Züchtungen haben oft zu große Euter, das kann den Kühen wehtun, auch die Melkmaschine tut weh.“ Davon abgesehen kann zu viel Eiweiß den Euter anschwellen lassen, Essigwickel mit Lehm vom Bach schaffen hier Abhilfe. Werden die Beschwerden nicht besser oder weiß Maria Leikermoser nicht mehr weiter, holt sie den Tierarzt.
Beim Erkennen und Behandeln von gesundheitlichen Problemen helfe Maria Leikermoser nicht nur ihr (Kräuter-)Wissen, sondern auch, dass sie die Tiere von Geburt an kennt, sie beobachtet und sich täglich intensiv mit ihnen auseinandersetzt. Die Liebe zu ihnen und vor allem zur Natur merkt man ihr an: „Tiere haben eine Seele, Tiere sind gescheit. Sie wissen, was ihnen guttut, finden auf der Weide genau die richtigen Kräuter.“ Viele Kräuterrezepturen seien genauso auf den Menschen anwendbar, sagt Maria Leikermoser: „Die Natur beschenkt uns mit so vielem.“
Auch die leidenschaftliche Bäuerin beschenkt ihre Tiere: Hat eine Kuh ein Kalb auf die Welt gebracht, bekommt sie als Segen und Geschenk zur Geburt einen Korb voll Brot und Äpfel.
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