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„Ich möchte im Alter geistig fit bleiben.“ „Ich möchte, dass mein Leben von Lebensfreude und Neugier statt von Angst geprägt ist.“ – Das wünschen sich wohl alle Menschen.
Vorbeugung ist das zentrale Instrument, um die geistige Gesundheit langfristig zu schützen. Prävention bedeutet nicht vollständige Sicherheit, sondern bewusste Entscheidungen, die die Wahrscheinlichkeit für Demenz deutlich senken. Früh beginnen lohnt sich, da viele Prozesse im Gehirn bereits Jahrzehnte vor ersten Symptomen einsetzen und durch aktive Lebensstilgestaltung positiv beeinflusst werden können.
Alzheimer-Demenz ist die häufigste Form der Demenz und macht 60 bis 70 Prozent der Fälle aus. Sie ist eine fortschreitende sogenannte neurodegenerative Erkrankung, bei der Nervenzellen in Gedächtnis- und Orientierungsregionen absterben. Charakteristisch sind Beta-Amyloid-Plaques, die die Kommunikation zwischen den Nervenzellen stören, und Tau-Fibrillen, die die Zellstruktur zerstören. Die Kombination dieser Veränderungen führt zu einem fortschreitenden Verlust kognitiver Fähigkeiten. In der Anfangsphase treten Probleme im Kurzzeitgedächtnis und in der Orientierung auf. Betroffene vergessen kürzlich Erlebtes, verlegen Gegenstände oder verwechseln Wege. Später sind auch Sprache, Denken, Urteilsvermögen und die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, betroffen. Persönlichkeitsveränderungen und Stimmungsschwankungen wie Reizbarkeit, Rückzug oder Antriebsarmut treten zunehmend auf. Alzheimer verläuft chronisch und ist bisher nicht heilbar, wodurch Prävention besonders wichtig wird, um die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.
Bis zu 45 Prozent der Demenzfälle könnten laut Expert:innen durch einen gesunden Lebensstil verhindert oder hinausgezögert werden. Einflussreiche Faktoren sind Ernährung, Bewegung, geistige Herausforderungen, Schlaf, soziale Teilhabe und die Kontrolle von Herz-Kreislauf-Parametern, die zusammenspielen, um das Gehirn umfassend zu schützen.
Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Gehirndurchblutung, versorgt Nervenzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen und reduziert Risikofaktoren wie Mehrgewicht oder Diabetes. Besonders wirksam sind Kombinationen aus Ausdauer-, Kraft- und Koordinationsübungen. Auch im Alter sind moderate Aktivitäten noch effektiv: Schon 150 Minuten Gehen, Radfahren oder Tanzen pro Woche fördern das Herz-Kreislauf-System, regen die Bildung neuer neuronaler Verbindungen an und stärken die kognitive Reserve.
Die Ernährung spielt eine ebenso zentrale Rolle. Mediterrane Kost mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Fisch und Vollkornprodukten schützt das Gehirn, während stark verarbeitete Lebensmittel und rotes Fleisch reduziert werden sollten. Omega-3-Fettsäuren unterstützen den Aufbau und die Stabilität von Nervenzellen. Auch Antioxidantien in Beeren, grünen Gemüsesorten oder Tomaten können die Nervenzellen vor oxidativem Stress schützen und damit langfristig die Gehirnfunktion unterstützen.
Das Gehirn braucht Herausforderungen, um seine kognitive Reserve zu stärken. Einfache Rätsel reichen oft nicht aus; wirkungsvoll sind komplexe, alltagsnahe Aktivitäten, die mehrere Sinnes- und Denkprozesse gleichzeitig beanspruchen. Musik, das Erlernen einer neuen Sprache, Tanzen, handwerkliche Projekte oder strategische Spiele trainieren Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Planungsfähigkeit. Geistige Aktivität unterstützt die neuronale Plastizität. Das ist die Fähigkeit des Gehirns, seine Struktur und Funktion als Reaktion auf Erfahrungen, Lernen oder Verletzungen zu verändern. Wird das trainiert, können Schäden länger kompensiert werden.
Soziale Kontakte ergänzen diesen Effekt: Gespräche, gemeinsames Erleben und aktive Teilhabe fordern das Gehirn und verhindern Einsamkeit, die ein unabhängiger Risikofaktor für Demenz ist. Wer regelmäßig soziale Aktivitäten pflegt, stimuliert Sprache, Gedächtnis und emotionale Intelligenz, wodurch das Gehirn vielseitig gefordert bleibt und gleichzeitig die Lebensfreude steigt.
Schlaf ist essenziell. Während der Nacht baut das Gehirn Abfallstoffe ab, repariert Zellstrukturen und festigt Erinnerungen. Chronischer Schlafmangel stört diese Prozesse und erhöht das Risiko für Demenz. Eine regelmäßige Schlafroutine, Entspannungsrituale vor dem Zubettgehen und eine angenehme Schlafumgebung helfen.
Stress erhöht die Ausschüttung von Cortisol, das Nervenzellen im Hippocampus schädigen kann, der für Gedächtnis und Lernen wichtig ist. Achtsamkeit, Meditation, Atemübungen oder kleine Pausen im Alltag helfen, die mentale Belastung zu reduzieren und die Gehirnfunktion zu schützen.
Ein gesunder Lebensstil allein reicht oft nicht aus. Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin, Hör- und Sehfähigkeit sollten regelmäßig überprüft werden, denn Mehrgewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen oder Kopfverletzungen erhöhen das Demenzrisiko. Präventive medizinische Begleitung kann diese Risiken deutlich reduzieren und ermöglicht frühzeitiges Gegensteuern.
Vorbeugung gegen Demenz lässt sich Schritt für Schritt in den Alltag integrieren. Kleine, realistische Schritte sind dabei wichtiger als Perfektion. Routinen helfen, neue Gewohnheiten nachhaltig zu etablieren. Wer neugierig bleibt, neue Hobbys ausprobiert und seinen Geist kontinuierlich fordert, stärkt sein Gehirn langfristig und fördert zugleich Lebensfreude und Selbstwirksamkeit. Wer früh beginnt, konsequent dranbleibt und bewusst lebt, kann seine Chancen erheblich verbessern, geistig fit zu bleiben – selbst im hohen Alter.
Der Verein „gehirngesund“ stellt Videos zur Demenz-Prävention im Internet zur Verfügung:
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