Dietmar Steinmair ist Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerks Vorarlberg und Teamleiter im Pastoralamt der Diözese Feldkirch.
Seit fünf Generationen trägt die Familie Hain das Mesneramt in der kleinen Mühlviertler Gemeinde Schwarzenberg am Böhmerwald. Es ist eine Tradition, die tief im Leben der Pfarre verwurzelt ist. In der Chronik des Hain-Hauses, das nur knapp 100 Meter von der Pfarrkirche entfernt ist, findet sich die erste Erwähnung des Mesneramtes im Jahr 1875. Das Ehepaar Josef und Anna Hain begründete das familiäre Kirchen-Ehrenamt somit zu einer Zeit, als Kaiser Franz Joseph I. regierte, Kutschen statt Autos die Straßen prägten und die meisten Menschen oft ihr ganzes Leben in derselben Ortschaft verbrachten.
Die Chronik gibt darüber keine genaue Auskunft, aber gut möglich, dass Josef das Mesneramt in der Pfarre damals übernahm, weil er als gelernter Uhrmacher das nötige Rüstzeug für diese verantwortungsvolle Aufgabe mitbrachte. Früher mussten sich die Mesner nicht nur um die Kirche, sondern auch um das Uhrwerk der mechanischen Kirchenuhr kümmern.
„Als ich als Mesnerin begonnen habe, habe ich die Uhr auch noch jeden Tag aufgezogen“, erinnert sich Rosa Hain. Die 78-Jährige ist in die Mesnerfamilie eingeheiratet und übernahm das Amt ursprünglich gemeinsam mit ihrem Mann, der vor acht Jahren verstorben ist.
Inzwischen läuft das Uhrwerk zwar automatisch, doch die Liste der anfallenden Arbeiten ist kaum kürzer geworden. Mesnerin sein bedeutet vor allem frühes Aufstehen, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. „Ich sperre die Kirche jeden Tag auf und zu und ich bin immer eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst da, um die Kerzen anzuzünden, das Licht anzumachen und die Heizung anzustellen. Zu spät bin ich noch nie gekommen“, sagt Rosa Hain. Die Sonntagsmessen wechseln wöchentlich zwischen 8:30 und 10 Uhr, da Pfarrprovisor Jakob Eckerstorfer auch für die Nachbarpfarre Klaffer zuständig ist. „Mir ist es lieber, wenn der Sonntagsgottesdienst früher beginnt, weil ich danach mehr Zeit zum Kochen oder für Ausflüge habe“, sagt Rosa Hain, die in ihrer Freizeit gern mit dem E-Bike unterwegs ist.
Speziell bei kirchlichen Festen wie Taufen, Hochzeiten und bei Begräbnissen fällt eine Vielzahl von Vorbereitungsarbeiten an. Für die Aufgaben über das Kirchenjahr hinweg hat Rosas Sohn Bernhard (57) eine drei Seiten lange Checkliste erstellt. Gerade vor Weihnachten bleibt kaum Zeit für Langeweile.
Die Mesnerin bindet den großen Adventkranz, schmückt die Weihnachtsbäume und stellt die Krippe auf. So oft ist sie in der Kirche, dass sie sogar eine eigene Lesebrille ständig in einer Kirchenbank deponiert hat.
Unterstützung erhält sie von Bernhard und dessen 30-jährigem Sohn Sebastian. Auf diese Weise wird der Dienst in der Pfarrkirche fast automatisch zur Familientradition. Beim wöchentlichen Putzen der Kirche sind oft alle drei Generationen der Familie Hain beschäftigt. „Dass es einen einmal nicht freut, das gibt es eigentlich nicht“, sagt Bernhard Hain mit einem Augenzwinkern zu der Frage nach Motivationsproblemen. Das Pflichtbewusstsein ist tief verankert in der Familie Hain, die ihre Freizeit stark auf das kirchliche Ehrenamt abstimmen muss. „Wir sind eigentlich ständig mit den Gedanken in der Kirche und überlegen, ob alles passt. Zum Beispiel, ob die Kerzen gerade sind oder ob sie getauscht werden müssen. Außerdem richten wir unsere Freizeitplanung stark an der Kirche aus, längere Urlaubsreisen sind schwer möglich“, sagt Bernhard Hain.
Bei all dem Engagement sei der Glaube eine wichtige Stütze, betont er: „Sonst wäre das alles nicht authentisch.“ Eine gute Basis also, dass das Mesneramt noch viele weitere Jahre in der Hand der Familie Hain bleibt. Auch Rosa Hain betont: „Solange ich das gesundheitlich tun kann, werde ich Menserin bleiben.“

Dietmar Steinmair ist Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerks Vorarlberg und Teamleiter im Pastoralamt der Diözese Feldkirch.
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