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„Tee ist heute ein modernes Alltagsgetränk mit kultureller Tiefe“, sagt Stephan Krömer, Präsident des Österreichischen Tee-Verbandes. Das war nicht immer so, denn Österreich ist seit jeher ein Land mit ausgeprägter Kaffeetradition, historisch spielte Tee eine eher untergeordnete Rolle. „Anders als etwa in Ostfriesland hatte er hier lange kein gesellschaftlich verbindendes Image“, erklärt Krömer. Zudem war vor rund 50 Jahren die Auswahl begrenzt, meist gab es nur einfachen Schwarztee. Besonders am Land stellten viele Menschen Kräutertees selbst her, eine Tradition, die mancherorts bis heute gepflegt wird.
„In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Teekultur jedoch rasant entwickelt: Die Auswahl ist so groß wie nie zuvor – von Schwarz-, Grün-, Weiß- und Oolong-Tees bis hin zu unzähligen Kräuter- und Früchteteemischungen. Tee wird heute zunehmend als vielfältiges Genuss- und Life-
styleprodukt wahrgenommen, quer durch alle Altersgruppen“, sagt Krömer. Es gebe ein wachsendes Interesse an hochwertigen, nachhaltig produzierten Tees, weil den Menschen bewusster Konsum sowie die Herkunft und Qualität von Produkten immer wichtiger wird. Besonders gefragt sind funktionale Tees, also sorgfältig komponierte Mischungen aus Kräutern, Früchten und anderen natürlichen Zutaten, die das allgemeine Wohlbefinden unterstützen können.
Die Konsument:innen setzen also auf Bio-Qualität, faire Produktion und transparente Lieferketten – Tee wird nicht nur nach Geschmack ausgewählt, sondern aus Überzeugung. Erfüllt der in Österreich verkaufte Tee diese Kriterien? „Auf jeden Fall“, sagt Stephan Krömer. Gerade Bio-Tees seien ein stark wachsendes Segment. Ihre Zertifizierungen sind an den Markierungen auf den Verpackungen erkennbar: „Diese dürfen nur verwendet werden, wenn alle Betriebe in der gesamten Lieferkette bis zur Plantage entsprechend zertifiziert sind. Die Kontrolle erfolgt durch jährliche Audits unabhängiger Stellen in Österreich, etwa durch die Austria Bio Garantie“, erklärt Krömer. Der in Österreich konsumierte Tee komme überwiegend per Seefracht aus Ländern wie Indien, Sri Lanka, Japan, China, Kenia oder Südafrika nach Europa. In der Regel würden die Container in Hamburg entladen und per Bahn oder Lkw weitertransportiert. „Kräuter- und Früchtetees stammen häufig aus Rumänien, Kroatien, Griechenland, Ägypten oder Nordafrika“, ergänzt Krömer.
Im Gegensatz zu anderen Getränken (insbesondere alkoholischen) steigt der Konsum von Tee seit Jahren leicht, aber kontinuierlich. Besonders stark wachse die Nachfrage nach Kräuter- und Bio-Tees, die für bewussten Genuss stehen und etwa gerne nach dem Sport oder als sanfte Alternative zum abendlichen Wein getrunken werden. Krömer: „Tee ist eine hervorragende alkoholfreie Alternative, weil er eine nahezu unbegrenzte Geschmacksvielfalt bietet. Von fein-aromatisch bis kräftig-herb ist alles möglich, mit oder ohne Koffein. Spannend ist auch, dass Tee heute in neuen Formen angeboten wird, etwa als prickelnder Tee-Sekt. So lässt sich für jeden Anlass und Geschmack die passende Variante finden.“
Auch die Gastronomie ist längst auf den Tee als Teil einer neuen Trinkkultur aufmerksam geworden, die neudeutsch als „Mindful Drinking“ (bewusstes/achtsames Trinken) bezeichnet wird. Dort hat sich das sogenannte „Tea Pairing“ etabliert. Das heißt, dass zu einem Gericht der jeweils passende Tee serviert oder empfohlen wird – man kennt das in ähnlicher Weise vom Wein. Auf Grund seiner aromatischen Bandbreite kann Tee den Geschmack eines Gerichtes verstärken bzw. ergänzen.
Tee-Verbandspräsident Krömer gibt ein paar Beispiele: „Beim österreichischen Klassiker, dem Wiener Schnitzel, greift man üblicherweise zu einem Grünen Veltliner oder einem Bier. Doch auch ein spritziger, jugendlicher Tee kann wunderbar harmonieren – etwa ein ‚Highgrown Tea‘ der neuen Ernte, wie ein Darjeeling First Flush oder ein Ceylon-Tee aus den Hochlagen der Regionen Uva oder Dimbula in Sri Lanka.“
Grüner Tee lasse sich gut mit leichten Speisen wie Salaten oder Fisch kombinieren. Ein kräftiger Schwarztee passe zu einem reichhaltigen Frühstück mit Spiegeleiern und Würstchen, aber auch zu scharfem Essen und Nudeln, also zu herzhaften und würzigen Gerichten. Oolong-Tee (geschmacklich zwischen grünem und schwarzem Tee liegend) wiederum harmoniere oft mit gegrilltem Fleisch oder asiatischer Küche.
Erdige Tees wie Rooibos (Rotbusch), Honeybush (Honigbusch) oder Pu-Erh (eine spezielle Teesorte aus China) unterstrichen den Geschmack asiatischer (Wok-)Gerichte. „Kräutertees mit einem Hauch von Lemongrass harmonieren wunderbar mit weißem Fisch oder Currys, während rauchige Schwarztees aus China perfekte Begleiter zu kräftigen BBQ-Gerichten mit dunklem Fleisch sind“, sagt Krömer.
Besonders in der kalten Jahreszeit ist Tee eines der beliebtesten Getränke und wird meist zu Hause getrunken. Eine solche Tasse Tee kann ein bewusster Moment der Ruhe im hektischen Alltag sein, doch für Aufregung kann bei so manchen Teeliebhaber:innen folgende Frage sorgen: Tee im Beutel oder als lose Blätter, was ist besser? Beide Formen haben ihre Vorzüge, sagt Tee-Verbandspräsident Stephan Krömer: „Der Teebeutel ist heute ein innovatives und hochwertiges Convenience-Produkt. Je nach Bedarf reicht das Angebot vom preiswerten Alltagstee bis hin zu Premium-Qualitäten – selbst ganze Kamillenblüten finden sich mittlerweile im Beutel.“ Grundsätzlich würden auch hier hochwertige Tees verarbeitet, der Beutel bedeutet also nicht etwa schlechtere Qualität. „Lose Tees wiederum bieten die Möglichkeit, aus einem besonders breiten Sortiment zu wählen und echte Raritäten zu entdecken, die oft nur in kleinen Mengen produziert und nach Österreich importiert werden.“
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