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Ehrenamt: Viel Herz, viel Sinn, viel Mensch

LEBENS_WEISE

Ehrenamtliches Engagement macht zufriedener, glücklicher und resilienter, zeigt eine Marketagent-Studie. Vier Ehrenamtliche aus verschiedenen Bereichen berichten, wie sehr sich ihre freiwillige Tätigkeit auf ihr persönliches Leben auswirkt.

Ausgabe: 38/2025
16.09.2025
- Lisa-Maria Hammerl
Ehrenämter schaffen Begegnungen zwischen Menschen, begeistern und geben Sinn.
Ehrenämter schaffen Begegnungen zwischen Menschen, begeistern und geben Sinn.
© Rawpixel Ltd.

Sich freiwillig zu engagieren bringt nicht nur jenen Menschen etwas, für die man seine Zeit zur Verfügung stellt, sondern auch einem selbst. Das zeigt eine aktuelle Studie von Marketagent, für die rund 3.140 Menschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt wurden. Konkret besitzen sozial Engagierte laut der Studie eine hohe Lebenszufriedenheit (78 Prozent), ein gutes Selbstwertgefühl (71 Prozent) und sie sind glücklicher (77 Prozent). Außerdem begegnen sie schwierigen Situationen mit mehr Resilienz (69 Prozent) und empfinden ihr Leben als sinnvoll und erfüllend (70 Prozent). Mit all diesen Werten liegen sie deutlich über jenen der Gesamtbevölkerung. Das sind nun die nackten Zahlen, doch wie sieht ehrenamtliches Engagement im echten Leben aus? Vier Ehrenamtliche aus verschiedenen Bereichen berichten nachfolgend, warum sie sich engagieren und was das mit ihnen macht.

 

Tiefe, Sinn, Begegnungen


Andrea Fuchs aus Ansfelden im Bezirk Linz-Land engagiert sich, weil „ich das Gefühl habe, etwas Sinnvolles zu tun“. Die 53-Jährige ist seit 18 Jahren ehrenamtlich im Mobilen Hospizteam der Caritas in Linz und Linz-Land aktiv. „Ich begleite Menschen am Lebensende – aktuell eine Dame, die ich wöchentlich besuche.“ Der Tod hat sie schon früh beschäftigt, als Kind, als ihre Oma starb. Fuchs wollte wissen, was andere über das Jenseits denken und hat sich mit vielen Religionen  befasst. Später hat sie bei der Caritas in Linz den Grundkurs für Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung gemacht. „Ich kann Menschen in einer besonderen Lebensphase Freude und Nähe schenken – einfach durch mein Dasein. Das berührt mich und die Menschen, die ich begleite.“ Die Arbeit schenkt Andrea Fuchs „Tiefe, Sinn und echte Begegnungen. Es macht mich dankbar. Ich merke, wie gut es mir geht – im Kleinen wie im Großen. Ich bin ruhiger geworden, bewusster.“


Kraft und Veränderung


Für David Hinterberger ist Freiwilligkeit Ausdruck von gelebter Solidarität: „Freiwilligkeit bedeutet für mich mit Herz, Überzeugung und sich aus freiem Willen für etwas einzusetzen, das mir wirklich wichtig ist. Ich tue etwas nicht, weil ich muss, sondern weil ich dazu beitragen will, dass andere wachsen können.“ Hinterberger ist seit Herbst 2022 Vorsitzender der Jungschar der Diözese Linz sowie Pfarrgemeinderat in Waizenkirchen (Bezirk Grieskirchen) und in der Ministrant:innenarbeit vertreten. „Mich begeistert, gemeinsam mit jungen Menschen Kirche aktiv mitzugestalten und Räume zu eröffnen, in denen sie sich wertgeschätzt und gehört fühlen“, erklärt Hinterberger. „Ich finde es unglaublich motivierend zu sehen, wie Kinder und Jugendliche durch unsere Arbeit wachsen, Selbstvertrauen entwickeln und Gemeinschaft erleben.“ Dies sei ein Beitrag zur Gesellschaft, der von innen kommt, und „in der Jungschar erlebe ich, wie viel Kraft und Veränderung aus freiwilligem Engagement entstehen kann. Und das erfüllt mich immer wieder mit Dankbarkeit und neuer Motivation.“ 

 

Eselsgeduld und Freude


Sie hatte schon immer eine soziale Ader, sagt Angela Pichler aus Linz. „Ich wollte mich in jungen Jahren umschulen lassen, doch als alleinerziehende Mutter scheiterte es an finanziellen Aspekten. Somit begann ich mit den ehrenamtlichen Tätigkeiten.“ Seit Juni 2023 ist sie unter anderem einmal wöchentlich beim Roten Kreuz Begegnungszentrum Linz, wo sie mit Asylwerbern und Asylanten Deutsch übt. „Man lernt unterschiedliche Kulturen kennen und bekommt eine andere Ansicht von den Ausländern – und schätzt gemeinschaftliche Unternehmungen“, erzählt Pichler. Das Engagement verschaffe ihr einen Einblick in das Leben dieser Personen: „Ich finde, man kann nicht mitreden, wenn man die Hintergründe eines Menschen nicht kennt.“ Manchmal sei die Tätigkeit sehr anstrengend, „weil man eine Eselsgeduld braucht und es nervenaufreibend ist.“ Doch dann fühle sie sich auch glücklich, wenn einer ihrer Schüler voller Freude von einer bestandenen Prüfung berichtet oder nach jahrelangem Wartemodus einen positiven Asylbescheid bekommt. „Dann helfe ich bei der Job- und in späterer Folge bei der Wohnungssuche.“ 

 

Einen Beitrag leisten


In einem ganz anderen Bereich engagiert sich der 28-jährige Tristan Amon aus Traun im Bezirk Linz-Land. Er unterstützt die HOSI Linz im administrativen Bereich. Vermittelt wurde das Engagement über den Verein füruns – Zentrum für Zivilgesellschaft, wo sich Amon beraten ließ. „Früher war ich im freiwilligen Bereich auch nicht untätig, über zehn Jahre lang war ich Mitglied der Katholischen Jugend in Traun und habe mich dort engagiert.“ Auch ihm liegen, wie den drei anderen Ehrenamtlichen, die Menschen am Herzen: „Ich engagiere mich, weil es mir wichtig ist, dass alle Menschen gleich behandelt werden und ich durch mein Engagement einen Beitrag dazu leisten kann.“ 

Andrea Fuchs (53), Mobiles Hospizteam Caritas Linz und Linz-Land.
Andrea Fuchs (53), Mobiles Hospizteam Caritas Linz und Linz-Land.
© Caritas
David Hinterberger (25), Vorsitzender der Jungschar der Diözese Linz.
David Hinterberger (25), Vorsitzender der Jungschar der Diözese Linz.
© David Hinterberger
Angela Pichler (60), Deutsch für Asylwerber, Rotes Kreuz Begegnungszentrum Linz.
Angela Pichler (60), Deutsch für Asylwerber, Rotes Kreuz Begegnungszentrum Linz.
© Privat
Tristan Amon (28), HOSI Linz, Unterstützung im administrativen Bereich.
Tristan Amon (28), HOSI Linz, Unterstützung im administrativen Bereich.
© Privat
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