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Es ist zwar erst Ende Februar, doch die milden Temperaturen lassen schon jetzt Frühlingsgefühle aufkeimen. Zum einen will man raus in die Natur und die Sonnenstrahlen genießen. Zum anderen regt sich dort und da der erste Gedanken an den Frühjahrsputz im Haushalt. Auch da spielt die Sonne, die ganz flach und ehrlich durch die Fenster dringt, eine nicht unbedeutende Rolle. Nur der seelische Frühjahrsputz ist noch nicht angedacht. Dabei wäre gerade er wichtig für ein freies Durchstarten in die neue Saison.
Zuerst gilt es, sich von allen negativen Gefühlen zu befreien. Gibt es noch irgendwo Feindseligkeiten? Einen Streit, der nicht gut beigelegt werden konnte? Frust oder Groll? Oder belastet Trauer die Seele? Es hilft nichts, all die Probleme zur Seite zu schieben. Dort werden sie nicht gelöst. Im Gegenteil, sie kommen immer wieder zum Vorschein. Es ist wie mit einer ungeliebten Vase, die im Wohnzimmer als Wanderpokal von Schrank zu Schrank geräumt wird, nirgends einen richtigen Platz findet und eigentlich nur ein Staubfänger ist. Irgendwann gibt man sie weg. Genauso und möglichst zeitnah sollte man Probleme ein für alle Mal wegräumen. Reinen Tisch machen tut gut. Vieles kann durch eine Aussprache gelöst werden. Das ist sicher oft schwierig – doch am Ende winken Entspannung und Erleichterung.
Angewohnheiten, die man an sich selbst nicht mag und loswerden möchte, hat fast jede/r. Neujahr ist vorbei, egal. Auch jetzt, am Beginn der Fastenzeit oder des Frühlings, kann man Routinen hinter sich lassen. Sieben Wochen „Digitalfasten“ oder „Aufzugfasten“ sind vielleicht ein guter erster Schritt, sich an neue Gepflogenheiten zu gewöhnen.
Anderen Menschen sieht man vieles nach. Nur bei sich selbst ist man oft sehr streng, manchmal zu streng. Doch wer in der Vergangenheit Fehler gemacht hat, die nun nicht mehr zu ändern sind, dem hilft auch keine Selbstbestrafung. Aber: Man kann sein Verhalten in der Gegenwart ändern und damit einen möglichen Ärger in der Zukunft vermeiden.
Ja, man darf, man soll sich sogar selbst lieben und sich annehmen, wie man ist. Und man darf sich auch selbst ab und zu ein Lob aussprechen und eigene Erfolge feiern. Das hat nichts mit Narzissmus zu tun. Es ist vielmehr Selbstzufriedenheit, die motiviert und der Seele guttut.
Letztendlich gehört zum Frühlingsputz der Gefühle auch die Dankbarkeit. Denn eines ist klar: nichts ist selbstverständlich. Keine Blume. Kein Regen. Kein Lächeln. Und doch vergisst man das immer wieder Alltagsstress. Beim Blick aus dem Fenster, auf die Sonnenstrahlen ist dann endlich Platz und Zeit, dankbar zu sein.
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