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„I mag nimmer lernen!“ – Eltern kennen solche und ähnliche Seufzer. In Zeiten von Prüfungen und Tests ist es den Kindern auch nicht zu verübeln, wenn sie hin und wieder streiken, weil sie ganz einfach nicht mehr können. Dass sie keine Energie mehr haben, können vor allem jüngere Kinder aber so nicht benennen und die Eltern haben den Eindruck, dass sie einfach nur bockig sind.
Als Erwachsener sieht man die bevorstehende Leistungsüberprüfung in der Schule und das erzeugt Stress. „Wir müssen uns in solchen Situationen fragen, wer hat den Stress und wie geht man damit um?“, analysiert Dagmar Baschinger. Ihre Erfahrung zeigt, dass Eltern eher einen Druck verspüren. „Sie denken an die Prüfung, an die Folgen einer schlechten Note, und, und, und. Ihre Gedanken sind in die Zukunft gerichtet. Doch Kinder, besonders jüngere, leben im Hier und Jetzt. Sie denken nicht zwanzig Jahre voraus.“ Sie merken allerdings sehr deutlich die Emotionen der Eltern, dass sie gestresst sind und bestimmen: „Du musst jetzt lernen!“ Beginnen die Eltern auch noch zu schimpfen, kennen sich die Kinder nicht aus, denn: „Sie tun ja eh alles, was sie können“, so die Psychotherapeutin. In einer solchen Situation empfiehlt Dagmar Baschinger erstmal eine Pause für alle.
Kinder lernen von Natur aus gerne. Zunächst einmal Dinge, die sie zum (Über-)Leben brauchen, wie essen oder gehen. Hier kann man ankoppeln, mit realistischen, altersgerechten Zielen. Ein „Lernen mit allen Sinnen“ eignet sich vor allem für die Kleinen. Auch die gemeinsame Suche nach Lösungen und Antworten – in einem Buch oder im Internet – macht Kindern Spaß. „Man kann kleine Aufgaben sogar in den Alltag einstreuen. Etwa beim Einkaufen etwas zusammenzählen oder von einem Schild einen Text vorlesen zu lassen.“
Besonders herausfordernd ist es, Kindern beim Scheitern zuzusehen. Klar will man da helfen. Sollte man aber nicht immer. Denn Kinder müssen lernen, dass Fehler dazugehören. Die meiste Energie investieren Schüler/innen in Schulfächer, in denen sie schwache Leistungen haben. Für die Begabungen bleibt wenig Zeit. Gerade das würde aber motivieren und wäre wichtig für das Selbstbild und das Selbstvertrauen.
Wer laufend den Schulstoff wiederholt, tut sich vor Prüfungen leichter. „Das Lernen kann wie ein Ritual in den Tagesablauf eingebaut werden. Zum Beispiel nach dem Mittagessen und einer kleinen Ruhepause.“ Eine stabile Umgebung, dem Alter entsprechende Lerneinheiten, Pausen, Bewegung und ausreichend zu trinken tragen zu einem erfolgreichen Lernen bei. Ebenso wichtig sind Lob und Unterstützung. Mit eigenen (schlechten) Schulerfahrungen sollten die Eltern ihre Kinder nicht belasten.
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