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Die Tür geht auf. Aufgeregt und noch etwas verschwitzt vom vielen „Kasperl“-Rufen strömen die Kleinen aus dem Theater, laufen zu ihren Eltern und beginnen zu erzählen. Dabei bleiben einige Schals oder Hauben liegen. Nur langsam löst sich das Gewusel auf. Romana Philipp, Leiterin des Linzer Puppentheaters, sieht dem Treiben gelassen zu. Sie kennt das seit vielen Jahren.
„Der Kasperl ist beliebt wie eh und je“, freut sich Christa Koinig. Als Gründerin des Linzer Puppentheaters kann sie auf mittlerweile 49 gemeinsame Bühnenjahre mit dem Kasperl zurückblicken. An der Beziehung der Kinder zum Kasperl hat sich in dieser Zeit nichts geändert. „Der Kasperl verkörpert das Gute. Die Kinder glauben an ihn. Er hilft allen, und dabei braucht er auch jedes Mal die Hilfe der Kinder.“ Dieses Gefühl, dass sie selbst Teil der Handlung sind, sei für die Kinder ganz wichtig.
„Wir schreiben die Stücke am liebsten selber, weil man dann die Figuren auch viel glaubhafter darstellen kann“. Über 200 Figuren sind es im Laufe der Zeit geworden, die Christa Koinig und Romana Philipp erdacht haben. Aus ihrer Erfahrung wissen sie, wie die Kinder in den jeweiligen Situationen reagieren werden. „Natürlich gibt es ab und zu sehr mitteilsame Zuschauer.“ Das tut der Aufführung aber keinen Abbruch.
Fast immer dabei ist der Seppy. „Er ist ein echter Lauser, die Kinder haben ihn genauso lieb wie den Kasperl“, meint Christa Koinig. Hinzu kommen der kleine Drache Basti, die Omama, die Prinzessin, der Zauberer Spekulato, die Hexe Zwiderwurz, der Clown Tutzibum und viele mehr. Christa Koinig hat all ihre Figuren auch selber hergestellt. „Jede hat einen eigenen Charakter. Vom Gschaftlhuber bis zur Zwiderwurzn ist alles dabei.“ Das erkennt man oft schon am Gesichtsausdruck, den Christa Koinig ihren Figuren verpasst. Früher verwendete sie Pappmaschee, heute entstehen die Figuren meist aus Latex. „Ich forme zuerst ein Modell aus Ton und ziehe dann mit einem Pinsel die Latexschichten darüber.“
Auch die liebevoll gestalteten Kulissen entstehen in ihrer Werkstatt. Die verschiedenen Techniken dafür hat sie sich in Kursen angeeignet. Nach einer ganzen Saison auf der Bühne brauchen einige Gesichter auch wieder eine Auffrischung. „Die kommen im Sommer alle auf die Beautyfarm zu Christa“, lacht Romana Philipp.
„Wir legen großen Wert darauf, dass die Stücke ästhetisch anzusehen sind und dass die Sprache perfekt ist, schließlich haben wir auch diesbezüglich eine Vorbildwirkung auf die Kinder. Es gibt in unserem Theater keine Gewalt und keine Bösewichte, diese Typen sind eher grantig, eitel oder dumm.“ Abschließend hat Christa Koinig noch einen Tipp parat für alle, die privat ein eigenes Stück schreiben wollen: „Die Geschichte muss auf jeden Fall spannend und lustig sein, und sie muss ein gutes Ende haben.“
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