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Am 29. Mai jährt sich der Todestag der legendären Schauspielerin Romy Schneider zum 40. Mal. Mit der „Sissi“-Trilogie gelangte sie zu Welterfolg. Später wurde Romy Schneider als Charakterdarstellerin gefeiert und ausgezeichnet. In ihrem privaten Leben gab es dagegen viele Schicksalsschläge.
Unterwegs auf der Romy-Schneider-Straße entlang eines kleinen Waldes, fällt der Blick nach der ersten Kurve sofort auf das mittelalterliche Schloss Goldenstein. Das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert thront auf einem kleinen Felshügel in Elsbethen bei Salzburg.
Das Schloss ist Heimat der Augustiner-Chorfrauen und der Privaten Mittelschule Goldenstein. Hier ging von 1949 bis 1953 Rosemarie Magdalena Albach alias Romy Schneider zur Schule und ins Internat.
Die Tochter des Schauspielerehepaares Magda Schneider und Wolf Albach-Retty hatte den Traum, wie ihre Eltern die Film- und Theaterwelt zu erobern.
Dass sich dieser Wunsch erfüllen wird, war zu Schulzeiten noch nicht ganz klar. Obwohl – talentiert war sie damals schon. „Romy hatte diese echte Ausstrahlung. Sie war eine authentische Persönlichkeit. Aufgeweckt. Ehrlich. Sie hat sich kein Blatt vor den Mund genommen. Ihre Klassenlehrerin Sr. Augustina hat ihr Talent bald erkannt“, erzählt Sr. Bernadette Bangler (84), die ein Jahr mit Romy Schneider im Internat verbrachte. „Es gab in der Schule etwa vier Theateraufführungen im Jahr, die Sr. Augustina organisierte. Weil Romy so begabt war, hat sie bald die Hauptrollen bekommen und durfte später auch Regie führen“, so die Ordensfrau.
Das schauspielerische Talent Romy Schneiders schon während der Schulzeit bestätigt auch Trude Wurm (82), die drei Jahre mit dem späteren Weltstar im Internat Goldenstein war. „Wenn es hieß, es wird Theater gespielt, war sie selig. Doch Romy hatte auch eine schöne Stimme. In der Klosterkapelle hat sie immer wieder gesungen, z. B. das Ave Maria.
Zeichnen gehörte ebenfalls zu ihren Lieblingsfächern.“ Rechnen mochte sie allerdings nicht, „das war ihre Schwachstelle“, sagt Sr. Bernadette. „Künstlerisch dagegen war sie sehr talentiert. Sr. Augustina erzählte, im Zeichenunterricht hat sie Kreise gemacht ohne Zirkel, ohne Vorlage – makellos rund. Romy meinte, wenn es mit der Schauspielerei nicht klappt, wird sie Zeichnerin.“
Manchmal war die quirlige Romy Schneider auch „ein Lausdirndl“, lacht Sr. Bernadette. „Sie hat alles spontan und impulsiv rausgesagt, deshalb ist sie auch oft angeeckt. Ich erinnere mich an eine Geschichte, als unser damaliger Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher auf Goldenstein zu Besuch war und er uns beim Völkerballspielen zugeschaut hat.
Da schießt die Romy – sie war ja sehr sportlich und bekannt für ihre scharfen Schüsse – und erwischt den Fuß vom Erzbischof. Die Viertklassler haben dann gesagt, sie soll sich entschuldigen. Doch sie war sich keiner Schuld bewusst, weil sie ihn ja nicht absichtlich treffen wollte. Erst nach der dritten Ermahnung entschuldigte sie sich bei ihm.“
Trude Wurm denkt gerne an die Goldenstein-Zeit zurück. Mit Romy Schneider habe sie sich gut verstanden. „Sie war recht munter und lustig. Gemeinsam mit 13 anderen Schülerinnen habe ich mit ihr eine Weile im Rittersaal genächtigt.“ Im Schloss gab es insgesamt sieben Schlafsäle und 65 Internatszöglinge. „Jede hatte ihr Bett, ein kleines Nachtkästchen und gewaschen haben wir uns in einer Schüssel mit Wasser aus einem Krug. Unter der Woche gab es nur kaltes Wasser, am Wochenende auch warmes. Baden konnten wir nur einmal alle drei Wochen“, erzählt die ehemalige Goldensteinschülerin. „Natürlich verbrachten wir auch die Freizeit miteinander, denn wir durften ja nur alle vier Wochen heimfahren.“
Romy Schneiders Eltern, die sich 1943 trennten und 1945 scheiden ließen, hatten wegen Dreharbeiten wenig Zeit für ihre Tochter. Und so musste sie oft im Internat bleiben. „Da war sie dann schon manchmal traurig, aber Sr. Augustina und unsere Präfektin Sr. Theresa haben sich sehr um sie gekümmert. Sie ist nie allein gelassen gewesen in Goldenstein“, sagt Sr. Bernadette.
Nach Abschluss der Schule haben sich Trude Wurm und Romy Schneider in Salzburg noch zwei-, dreimal getroffen. „Anlässlich meiner Hochzeit hat sie mir im September 1958 auch ein paar Zeilen geschrieben: ‚Meine liebe Trude, Herzlichen Dank für die Anzeige – ich freue mich sehr für Dich und wünsche Dir – Euch – von Herzen alles Liebe & Schöne! Machs gut und sei sehr lieb gegrüßt, von Deiner Romy.‘“
Damals feierte Romy Schneider schon erste Filmerfolge mit „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ (ihr Filmdebüt 1953), der Sissi-Trilogie (1955, 1956, 1957) oder „Scampolo“ (1958). Trude Wurm ist bis heute ein treuer Fan. „Ich habe alle Filme, viele Artikel, Fotos und Zeitungsausschnitte von ihr gesammelt“, sagt die 82-jährige gebürtige Salzburgerin, die in Wilten, einem Stadtteil von Innsbruck, mit ihrem Mann lebt.
Romy Schneider stattete Schloss Goldenstein noch ab und zu einen Besuch ab, berichtet Sr. Bernadette, die 1955 in den Orden der Augustiner-Chorfrauen eintrat und seither im Kloster Goldenstein wirkt. Bei einem Klassentreffen am 28. Dezember 1958 im Schloss, bei dem auch Trude Wurm dabei war, hat die Schauspielerin Folgendes ins Gästebuch geschrieben: „Großes Treffen einer 4. Klasse – ich war selten so glücklich!“. Sr. Bernadette erzählt, dass bei der Geburt von Romy Schneiders Sohn am 2. Dezember 1966 bereits am Abend ein Telegramm in Goldenstein eintraf: „Gott schenkte mir einen Sohn, David Christopher“. Das zeige, dass eine innere Verbundenheit zu Goldenstein da war, meint Sr. Bernadette. „Auch wenn der Kontakt zu uns dann in den Jahren vor ihrem Tod weniger geworden ist, glaube ich sagen zu dürfen, dass Romy immer wieder an Goldenstein gedacht hat.“
Durch die Rolle der Kaisergattin Elisabeth in der „Sissi“-Filmtrilogie gelangte Romy Schneider zu Welterfolg. Das ermöglichte ihr später in Frankreich als Schauspielerin durchzustarten. In Folge wurde sie als Charakterdarstellerin gefeiert. In ihrem privaten Leben gab es dagegen viele Schicksalsschläge und Enttäuschungen, die sie immer wieder zu Alkohol und Tabletten greifen ließen. Ihre Beziehungen zu Männern gestalteten sich oft schwierig. Besonders dramatisch war, als ihr Sohn David 1981 mit 14 Jahren bei einem tragischen Unfall tödlich verunglückte. Ihre Tochter Sarah war damals vier Jahre alt. Wenige Monate später, am 29. Mai 1982, starb Romy Schneider an Herzversagen. «
Gegründet wurde der Orden 1597 von der französischen Ordensschwester und Seligen Alix le Clerc und dem französischen Augustiner-Chorherrn und Heiligen Pierre Fourier als Erzieherorden für die Ausbildung von Mädchen. Die Benediktinerabtei St. Peter in Salzburg hat 1877 den Sommersitz der Äbte in Schloss Goldenstein in Elsbethen bei Salzburg dem Orden der Augustiner-Chorfrauen zur Verfügung gestellt. Sie eröffneten hier ein Jahr später eine private Mädchen-Volksschule mit Internat. Das Schloss ging 1897 in das Eigentum der Augustiner-Chorfrauen über. 1947 errichteten sie eine Mädchen-Hauptschule. Später wurde daraus die Private Mittelschule Goldenstein, die heute 300 Mädchen und Buben (seit 2017) besuchen. Das Internat wurde 2015 geschlossen. Für das Kloster und die katholische Privatschule haben nun das Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg und die Erzdiözese Salzburg die Trägerschaft inne. Das Kloster wird derzeit von drei Augustiner-Chorfrauen geführt: Sr. Bernadette (sie unterrichtete früher Textiles Werken, Hauswirtschaft/Ernährung, Kreatives Gestalten und sie war auch im Internat tätig), Sr. Regina (sie war Schulleiterin und unterrichtete Englisch, Mathematik, Biologie, Stenographie, Physik und Chemie) und Oberin Sr. Rita (die diplomierte Pädagogin für Kindergarten und Hort leitete das Internat). Zu Zeiten Romy Schneiders (1949–1953) gab es in Goldenstein insgesamt 38 Ordensschwestern, die in der Schule, im Internat, im Haushalt und im Garten gearbeitet haben. Für den Eigenbedarf und für die Kinder in Goldenstein wurden Gemüse angebaut und Hühner und zwei Schweine gehalten.
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