REZEPT_
Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist seit Beginn der Pandemie stark belastet. Besonders Essstörungen (Übergewicht, Essbrechsucht und Magersucht) sind rasant gestiegen.
Mit dem ersten Lockdown und dem damit verbundenen Homeschooling fiel plötzlich eine haltgebende Tagesstruktur weg. Die Beschäftigung mit dem Essen half zunächst, diese Lücke zu füllen. Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist besonders für Jugendliche in der Ablösungsphase von den Eltern sehr wichtig. Gerade dieser Kontakt war aber zeitweise sehr eingeschränkt und Jugendliche in der Beschäftigung mit ihrem Körper auf sich allein gestellt. Durch die Entwicklung einer Essstörung versuchen Kinder, sich abzugrenzen und Autonomie zu erreichen, da nur sie allein die Kontrolle über ihre eigene Nahrungsaufnahme haben.
Der erhöhte Medienkonsum inklusive der Sozialen Medien förderte zudem das falsche Idealbild, das es zu erreichen gilt. Einige berichten von Fitness-Herausforderungen, in denen „Fitness Influencer“ (Personen, die aufgrund ihrer starken Präsenz in den Sozialen Medien hohes Ansehen haben) andere ermutigen, daran teilzunehmen. Der zeitliche Wegfall von Vereinssport bzw. der Lockdown vieler Fitnesscenter hat bei vielen Jugendlichen die Angst vor einer Gewichtszunahme befeuert. Mit einem genauen Ernährungsplan versuchten viele diese Angst vor Kontrollverlust zu kompensieren. Da viele Eltern mit den Auswirkungen der Pandemie sowohl emotional als auch finanziell überfordert sind, führte dies dazu, dass Alarmsignale manchmal übersehen wurden.
Es gibt einige Signale, die Eltern hellhörig werden lassen sollten. Dazu gehört die plötzliche intensive Beschäftigung mit dem Körper und Gewicht, bei gleichzeitigem auffälligen Essverhalten. Auch Stimmungsschwankungen und Rückzug sowie das Tragen von auffällig weiter, wallender Kleidung können erste Warnsignale sein. Das Verstecken einer Essstörung ist Teil des Symptoms, weshalb Eltern unbedingt früher als später das Gespräch suchen sollten.
Für alle Essstörungen gilt: Je früher eine professionelle Behandlung beginnt, desto besser sind die Heilungschancen. Welche Therapie in Frage kommt, hängt von der individuellen Symptomatik und Situation ab. Eine erste diagnostische Einschätzung inklusive körperlicher Untersuchung erfolgt am besten bei einem Arzt oder einer Ärztin des Vertrauens, der/die dementsprechend weitervermittelt (ambulante oder stationäre Psychotherapie etc.).
REZEPT_
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>