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„Glück bedeutet zwar für viele Menschen etwas Ähnliches, aber wie wir es ausleben, ist sehr individuell. So bedeuten Reisen für den einen das große Glück, für andere nicht. Deshalb kann man Glück nicht so einfach definieren“, erklärt die 31-jährige Wienerin Katharina Mühl. Nach einigen Berufsjahren in der Wirtschaft hat sie das ständige „Schneller, höher, weiter“ nicht mehr erfüllt. Ihr Entschluss, umzusatteln, war für sie im doppelten Sinn ein Glücksgriff. Einer ihrer Schwerpunkte sind nun Schulen, „weil glückliche Lehrer, so wie glückliche Menschen ganz generell, Multiplikatoren sind“.
Grundsätzlich unterscheidet die Glücksforschung ein hedonistisches und ein eudämonistisches Glück. Einfacher ausgedrückt: Die einen erleben Glück, indem sie positive Emotionen erleben, die Natur genießen oder einfach das kleine Glück im Alltag finden. Die anderen suchen darüber hinaus den Sinn des Lebens und ihr Glück darin, ihre Stärken einzusetzen, sich Ziele zu stecken und sie auch zu erreichen.
„Lenken Sie Ihren Fokus im Alltag möglichst auf positive Ereignisse“, rät Katharin Mühl, „wenn Sie es schaffen, dreimal so viel Positives wie Negatives zu vermerken, setzt sich eine Aufwärtsspirale des Glücks in Gang. Gleich viel reicht noch nicht, weil wir uns negative Dinge länger merken und sie auch stärker wirken.“
Um sich positive Ereignisse und Begegnungen so richtig bewusst zu machen, sollte man sie abends aufschreiben. „Wer das macht, wird spätestens nach drei Wochen eine positive Wirkung spüren. Beim Durchlesen erkennt man, was einem gut tut. Die Begegnungen mit manchen Menschen werden enthalten sein, andere werden gar nicht vorkommen. Aus diesen Beobachtungen heraus kann man sein eigener Glücksexperte werden.“ Außerdem kann man nach einer positiven Tagesbilanz besser schlafen. Und wenn man sie in der Früh ein weiteres Mal liest, gelingt der Start in den neuen Tag noch leichter.
Glück ist zwar hauptsächlich eine Kopfsache, doch es gibt einige Umstände, die tatsächlich und nachweislich noch glücklicher machen. So steigern soziale Beziehungen, Partnerschaften, Familie und Aktivität das individuelle Glück. Auch Großzügigkeit, Dankbarkeit, Spiritualität und die Fähigkeit zu vergeben machen glücklich. „Daher kann man sagen, dass religiöse Menschen wirklich glücklicher leben“, weiß Mühl.
Passiv vor Fernseher oder Computer sitzen bringt hingegen nicht mehr Glück. Schlimmer noch sieht die Expertin den Bereich Social Media: „Hier erfährt man von den sogenannten Freunden ständig, dass bei ihnen die Sonne scheint, dass sie bald heiraten werden oder eine Fernreise unternehmen werden. Da kann man eigentlich nur schlecht aussteigen.“ Prinzipiell sind Vergleiche mit anderen also nicht dazu angetan, das eigene Glücksgefühl zu steigern.
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